Problematik der Antidiskriminierungsbewegung

Problematik der Antidiskriminierungsbewegung

Solidarität zu zeigen mit Unterdrückten und an den Rand der Gesellschaft Gedrängten ist sicherlich eine positive, hochmoralische und auch humane Haltung. Das soll hier keineswegs infrage gestellt werden.

Aber sie wird problematisch, wenn sie gleichzeitig systematisch den Blick weg von den realen, unterdrückenden, gesellschaftlichen Hintergründen der Diskriminierung und gesellschaftlicher Marginalisierung und zum Beispiel der Ausbeutung, abwendet. So wird der Eindruck erweckt, als würde es reichen, gegenüber Benachteiligten respektvoll, achtsam und freundlich zu sein. Wenn ich einen obdachlosen Menschen respektvoll und freundlich behandele, ist das sicher positiv zu sehen. Aber davon allein ist seine Lage noch nicht geändert. Wenn ich zum Beispiel die Urbevölkerung in Mittelamerika betrifft nicht mehr von Indianern, sondern von Indigenen spreche, ändert das rein gar nichts an der Lage dieser Menschen, die von ihrem eigenen Staat misshandelt, beraubt und ins Abseits geschoben werden. Wenn ein Chef seiner Sekretärin nicht mehr ständig an die Brust greift, wird er deswegen aber kaum ihr Gehalt erhöhen oder darauf verzichten, dass sie unbezahlte Überstunden macht.

Die Tendenz in der Antidiskriminierungsbewegung geht zudem immer mehr hin zu kleinen Gruppen, für die man sich zu engagieren hat. Die Frage, ob Transgendermenschen von der Gesellschaft hinreichend gesehen werden und die nicht zu leugnende Tatsache, dass sie nicht selten angefeindet werden, stellt sich als wichtiger und vor allem in den Medien als weitaus raumgreifender dar, als die Tatsache, dass ein großer Teil der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben muss und die ihnen bezahlten Löhne so gering sind, dass der Staat mit Sozialhilfe – pardon mit Grundsicherung und Bürgergeld – aufstocken muss. Das ist scheinbar kein Skandal und diese sehr große betroffene Gruppe ist für die Antidiskriminierungskampagnen nicht der Erwähnung wert und schon gar nicht großer Anstrengungen dazu, ihre Lage zu verbessern.

Das geht soweit, dass man die inzwischen „gefundenen“ die 38 oder mehr Geschlechter, die zusammen gerade mal auf 2 % der Menschheit kommen, in gleicher Weise öffentlich berücksichtigen will wie die Geschlechter Mann und Frau, die immerhin 98% der Weltbevölkerung ausmachen. Dabei wird nicht nur der Feminismus mal schnell in einem Atem mit dem Bemühen um Akzeptanz winziger Minderheiten in einen Sack gesteckt. Es werden mit dem „Konzept des alten weißen Mannes“ als Gegenmodell für alle Unterdrückten dieser Welt zum Beispiel die durchaus sehr massiv unterdrückte männliche Arbeitnehmer völlig außen vorgelassen und verhöhnt.

Propagiert wird die totale Freiheit von einengenden Strukturen. Dabei bleibt die Tatsache, dass Menschen für ihre Entscheidungen Bedingungen und Voraussetzungen brauchen, die die Gesellschaft ihnen bieten müsste., völlig außer Acht. Ich kann mich entscheiden, wohlhabend zu werden. Aber ob es mir gelingt, liegt eben nicht nur an mir. Das Märchen vom Millionär, der als Tellerwäscher angefangen hat, wird noch immer und wieder neu erzählt. 

Das Augenmerk der herrschenden Ideologie richtet sich insbesondere auf die Befreiung der Menschheit von bisheriger Enge, von Normen und Zwängen. Die Vergangenheit wird grundsätzlich als Zeit gesehen, in der die Menschen unter massiven Zwängen standen. Weder die historischen Bemühungen um schrittweise Fortschritte noch tatsächlich erkämpfte Fortschrittserfolge der Vergangenheit werden dabei wahrgenommen.  Dabei wird allerdings der Kolonialismus ab dem 16. Jahrhundert in gleichem Maße und völlig undifferenziert scharf kritisiert wie zum Beispiel die Rollendefinitionen der Geschlechter in der Nachkriegszeit.  

Damit geht einher eine generelle Verunglimpfung aller bisherigen Werte und Sicherheiten. Dies führt zu einer großen Verunsicherung, zu Individualisierung und Hilfelosigkeit unter den „nicht-modernen“ Menschen, die ihrerseits die Vergangenheit nicht in dem gleichen Maße als unterdrückend erlebt haben und für die nun die bewährten Hilfe- und Stützstrukturen weggebrochen sind.

Der Weg geht systematisch weg von der bisherigen Normalität und stellt eine hemmungslose Verabsolutierung der damals durchaus berechtigten Kritik an früheren starren Wertvorstellungen und bestimmte Menschengruppen unterdrückende und benachteiligende Normen und Werte da. Die Überwindung der autoritären früheren Gesellschaft, die mit den 68er begann, wird inzwischen verabsolutiert. Damit geht die Kritik über das Ziel hinaus und setzt selbst neue autoritäre, diskriminierende und ausgrenzende Normen. Die neue antidiskriminierende Orientierung verkauft sich als progressiv und demokratisch und zwingt der Gesellschaft eine Ideologie und Praxis auf, die all diejenigen diskriminiert, die dem Diktat nicht Folge leisten.

Die Auflösung sämtlicher Rollenvorstellungen und Selbstverständlichkeiten, die Verdächtigung allem Früherem gegenüber, rassistisch, antisemitisch, sexistische etc. gewesen zu sein, entzieht den Menschen die Gewissheit, die ihnen Traditionen und die Geschichte geben konnten.  Die zunehmende Verbannung der bisherigen Werte, Rollen und Normen zwingt die Menschen dazu, ständig in allen Bereichen eigene Entscheidungen zu treffen und ihre Werte selbst zu bestimmen. Das belastet die Menschen und führt zu großer Unsicherheit und zu einer Diffusität innerhalb der Gesellschaft. Viele Menschen sehnen sich deshalb nach klareren Strukturen, nach festgelegten Normen und Rollen, und so mancher würde angesichts des propagierten totalen nur auf sich selbst geworfen Seins eine autoritäre Führung begrüßen. Das wiederum kommt dem Wunsch entgegen, jene Werte und Vorstellungen per Autorität einfach anzuordnen und durchzusetzen – mit Demokratie hat das nichts mehr zu tun.

Dies führt zu Autoritätshörigkeit und Akzeptanz neofeudaler und autoritärer Tendenzen in der Gesellschaft und bahnt den Weg zur Verwirklichung des Great Reset.

Meinungsdiktatur der grünen und „progressiven“ neoliberalen Ideologie

Die im letzten Posting dargestellten ideologischen Vorstellungen des „progressiven Neoliberalismus“ werden inzwischen mit aller Macht in autoritärer und undemokratischer Weise gegenüber der gesamten Bevölkerung durchgesetzt, und zwar ganz offen unabhängig davon, die die Menschen selbst zu diesen Fragen stehen. Manche sprechen sogar von einer grünen Diktatur.     
Einige bezeichnen das, was wir gerade erleben und was uns droht, als grünen Sozialismus, wohl deshalb, weil die Regierenden ihre Machtposition nun in autoritärer Weise gegenüber der Bevölkerung nutzen. (Wobei ärgerlicherweise hier Sozialismus mit autoritärer Regierung und der Durchsetzung der Interessen und Wertevorstellungen einer Gruppe gegen alle anderen gleichgesetzt wird. Auch hier zeigt sich wieder, dass das Wesen einer sozialistischen, antikapitalistischen Perspektive heute von niemand gesehen wird, sondern nur die vergangenen Erscheinungsformen ihrer gesellschaftlichen Praxis gesehen und – sicherlich zu Recht – kritisiert werden).

Und nichts anderes als das, was uns während der so bezeichneten „Corona-Pandemie“ durch die autoritär durchgesetzten „Schutzmaßnahmen“, die Verordnung von Glaubenssätzen und durch das Diktat der Impfstrategie zugemutet – aber von der Mehrheit der Bevölkerung akzeptiert und sogar emotional verteidigt – wurde,  war es, was die jetzige  Situation erst ermöglicht hat:

Hier wurde eine gesellschaftliche Situation geschaffen und durchgesetzt, in der die Mehrheit der Bevölkerung angesichts einer behaupteten und medial permanent geschürten existentiellen Bedrohung für Leib und Leben bereitwillig und ohne zu murren den Anweisungen der Politik Folge geleistet hat, ja sie bereit war, in geradezu religiöser Manier dem Glauben zu schenken, was man ihnen erzählte und gleichzeitig die „Nicht-Gläubigen“ auszugrenzen und sie als Gefahren zu ächten.

Genau dieser politische Schritt hat die Bedingungen ausgelotet und letztlich geschaffen, die erforderlich sind, damit eine Verabschiedung von der Lebensideologie vom  „Höher, Schneller, Weiter- Neoliberalismus“ und vom Glauben an das permanente und endlose Wachstum des eigenen von Wohlstandes in der Bevölkerung möglich wird. Gepredigt und durchgesetzt wird jetzt die Ideologie der neuen Bescheidenheit und Verzichthaltung der Bevölkerung. Versucht wird eine von oben gesteuerte „Diktatur der Vernunft“, eine Diktatur im – wie es den Anschein erweckt und erwecken soll – Interesse der Menschheit.  Offenbar hält man es für nötig und unabweisbar, die Menschen zu ihrem Glück zwingen zu müssen.  

Was hier von langer Hand vorbereitet wird, ist der Great Reset dieser Gesellschaft.

Der Große Reset ist die Strategie, die Weltbevölkerung von dem abzubringen, was man ihr selbst seit Jahrzehnten eingehämmert hat: Dass es immer besser wird, immer schneller wird, immer höher hinausgeht. Genau wie man bisher diese profitfördernde Ideologie und Manipulation hinbekommen hat, genauso glaubt man jetzt, ihrer wieder Herr zu werden und sie aus den Köpfen der Menschen herausschlagen zu können. 
Der Great Reset soll alle Menschen gleich machen, nämlich zu lauter „SelbstunternehmerInnen“ in einer angeblich klassenfreien Welt, in der es keine Arbeitnehmerrechte und keine Arbeitgeberpflichten mehr geben wird. (Was nicht bedeutet, dass im Great Reset das unvergleichlich riesige Vermögen und die daraus abgeleitete Macht der Wenigen etwa nicht erhalten bliebe. Es kann so vielmehr weiter ausgebaut werden.)

Die Vertreter des Great Reset outen sich hier als Saubermänner und -frauen, die  Andersdenkende mit ihren Todschlag-Argumenten unterdrücken, d.h. sie in die Schranken weisen dürfen, weil diese Menschen alle anderen anscheinend bedrohen und gefährden. Das wird zur Folge haben, dass ein eigenes Denken unerwünscht sein wird, dass der Anspruch der Menschheit, selbst über das eigene Leben und über die Geschicke der Mehrheit der Menschen entscheiden zu können ebenso wie  demokratische Rechte und Vorstellungen mit dem Verweis auf die klugen und selbstlosen Herrschenden verweigert und mit den Füßen getreten werden. Aber der alte und neue Kapitalismus wird Trost spenden und Zuversicht vermitteln mit den bewährten Mitteln des Konsums und gleichzeitig eine diffuse permanente Angst unter den Menschen aufrechterhalten, die sie zu Opfern und damit gefügig macht.

Das Ursprungsinteresse des Kapitalismus hat sich dabei sicher nicht geändert. Es dreht sich noch immer um Kapital-Akkumulation, um Profit und auch vor allen Dingen um Macht und darum, sie und den eigenen Reichtum zu erhalten. Hier dürfte auch der eigentliche Grund für diese ideologische Neuausrichtung der herrschenden Klasse liegen: Eine Welt, die aus den Angeln geht, weil man sie selbst vor die Wand gefahren hat, ist auch für die Herrschenden dieser Welt ziemlich wertlos.

Tatsächlich bestehen enge Vernetzungen und Bezüge zwischen den grünen Ideologen und den wirtschaftlichen Vertretern dieser Zukunftspläne, die sich unter Schwab in Davos treffen: .  Dieser Fokus-Artikel klärt darüber auf. Young Global Leaders: Mitglieder und Ziele der Schwab-Freunde | FOCUS.de

Ziele und Wege der neuen grünen und neoliberalen Ideologie

Die neue Ideologie, die uns mit der zurzeit herrschenden Regierung aber ebenso mit den ideologischen Vorgaben aus allen anderen Ecken des gesellschaftlichen „Thinking“ entgegentritt, hat dabei folgende Funktionen:

1.Schaffung einer Bevölkerung in den kapitalistischen Ländern, die einen eher bescheidenes Wohlstandsniveau akzeptiert und einsieht, dass sie bisher über ihre Verhältnisse gelebt hat.            
Dabei werden im Hauruck-Verfahren und nicht sozial verträglicher Weise Veränderungen durchgesetzt. Die eine oder andere Veränderung hat dabei möglichweise durchaus Sinn. Sie aber mit Brachialgewalt durchzusetzen ist ein Affront gegen die eigene Bevölkerung. Und so manche Veränderung ist auch rein ideologisch begründet und dient nur dazu,  das Volk bei Fuß zu halten.                        

2. Schaffung einer Bevölkerung, die außerstande ist, sich gemeinsam gegen ihre Indoktrination und Ausbeutung zu wehren und gegen die Zumutungen, die ihnen auferlegt werden.              
Das kann gelingen, wenn Menschen verlernen, sich als Gruppe gemeinsam Betroffener zu solidarisieren und zu organisieren. Die gegenwärtige Situation ist bereits jetzt dadurch gekennzeichnet, dass trotz einer Vielzahl von einzelnen Gruppen kritischer Mitbürger Innen der Versuch, gemeinsam und organisiert gegen die Zumutungen anzugehen, nur ansatzweise stattfindet.     
Um das noch weiter und unumkehrbar zu erreichen, wird versucht, bestehende soziale Strukturen und Sicherheiten infrage zu stellen und aufzulösen. Das geschieht bei gleichzeitiger verbindlicher Vorgabe von zu akzeptierenden Wahrheiten und Meinungen durch die Herausbildung eines Meinungsmonopols und wird begleitet von der Erlaubnis, sich gegen Andersdenkende abzugrenzen im Bewusstsein, nur selbst auf der richtigen Seite zu stehen. Letztes geht so weit, dass inzwischen die Äußerung von Meinungen, die vom verordneten Mainstream abweichen, als Volksverhetzung und damait als Straftat verfolgt und bestraft werden.

Aber die „Soziale Frage“, die sich mit dem Beginn der Industrialisierung stellte und im Kapitalismus den Widerspruch zwischen diesen Klassen markiert, war immer und ist auch heute nicht eine Frage von sozialdemokratischer Ausgleichpolitik und auch nicht von christlicher Nächstenliebe. Wenn die Ursachen für die Armut, die Ausbeutung, die Ungleichheit nicht in den Blick genommen werden, bleibt von dem Versuch, die „Sozialen Frage“ zu lösen,  nur mehr der Versuch übrig, gute Menschen zu sein.

Durch dieses Verwirrspiel, die irrige Behauptung, der progressive Neoliberalismus und die grüne Ideologie seien linke Bewegungen und die Verbreitung der These, dass die neue Ideologie sich letztlich durchaus mit einer linken Orientierung im Sinne einer Veränderung der kapitalistischen Welt verbinden lasse, gerät die Vorstellung einer tatsächlich sozialistischen Gesellschaft, ja schon die Beschäftigung mit der Frage danach, wie diese denn aussehen könnte und erreichbar wäre, in Misskredit.

 Aber das wundert nicht: Der Antikommunismus ist nach wie vor einer der Hauptanliegen des Kapitalismus. Kein Wunder, denn alle andere Kritik ist systemimmanent und arrangiert sich mit ihm.

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