Erklärt Pereira

Wir haben uns „Erklärte Pereira“ ausgeliehen. Als ich den Film zum Ersten Mal gesehen hatte, war ich tief beeindruckt, habe dann lange vergeblich versucht, den Film über ebay zu bekommen.
Das ist nun schon ein paar Jahre her.

Land: Italien, Portugal, Frankreich, 1995
Darsteller: Marcello Mastroianni, Stefano Dionisi, Nicoletta Braschi, Daniel Auteuil
Regie: Roberto Faenza
Nach dem Roman „Erklärt Pereira“ von Antonio Tabucchi

Was mich damals und auch jetzt wieder so fasziniert hat an dieser Filmhandlung, ist die Person des alten Kulturredakteurs, der eigentlich beschlossen hat, sich in seiner Kunst einzuschließen, sich mit der Dichtkunst und der Welt der Sprache und der Gedanken vor der Wirklichkeit zu schützen.
Wo ihn dennoch die Vorboten des heraufziehenden Faschismus in Portugal erreichen, wo ihn Francos Spanien einholt, versucht er seufzend auszuweichen und sich noch besser zu verschanzen. Er ist alt und hält es nicht mehr für seine Sache, sich um solche Dinge zu kümmern. Er sieht seine Aufgabe gegenüber seinen Lesern darin, die Welt der Dichtung und Kunst für eine Schar Gleichgesinnter lebendig und erfahrbar zu erhalten. Mehr nicht.

Aber er kann diese Haltung nicht auf Dauer durchziehen. Der Kontakt mit zwei jungen Leuten, die nicht bereit sind, sich zu ducken und anzupassen, die versuchen Widerstand zu leisten und dem Regim die Stirn zu bieten, berührt und beunruhigt ihn. So sehr er versucht, sich ihre Haltung und ihren großen Mut zur Wahrheit mit ihrer Jugend zu erklären und für sich Ausflüchte und Entschuldigungen für sein passives Verhalten in seinem Alter zu finden, er kann nicht verhindern, dass die politische Wirklichkeit ihm seine Ruhe und Abgeklärtheit raubt.
Als er miterlebt, wie die Geheimpolizei seinen jungen Freund zu Tode prügelt, handelt er schnell und ohne zu zögern: Er schreibt über diesen Tod und seine Hintergründe in seiner Zeitung, nennt die Schuldigen und klagt sie an.

Mit dieser Entscheidung ist sein ganzes Leben verändert. Er verlässt auf der Stelle Lissabon. Seine Flucht tritt er mit einer gelassenen Fröhlichkeit an, so als hätte ihm diese Entscheidung etwas wiedergegeben, was er für sein Leben schon abgeschrieben hatte: den Mut zur Wahrheit und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen für diese Wahrheit.
Man weiß in der Schlussszene nicht, ob er an der nächsten Ecke angehalten und gestellt werden wird oder ob es ihm gelingt, bis nach Frankreich durchzukommen. Aber beides hat er einkalkuliert und mit beidem wird er einverstanden sein.

Sehr zu empfehlen!

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