Rente mit 67? Nein Danke!

Die Zeit wo ich grinsen musste, wenn ältere Kollegen über ihre Rente sprachen, ist nun auch bei mir schon lange vorbei.

Als ich die 50 einige Zeit hinter mir gelassen hatte, tauchte die Frage für mich auf, wann ich würde aufhören können, zu arbeiten. Meine verschiedenen Krankheiten machten mir das Arbeiten zunehmend schwer und irgendwie fand ich auch, dass 30 Jahre Arbeit eigentlich reichen könnten….

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Seit ich erlebt habe, wie mein erster Schwiegervater, von Beruf Lokführer, eine Woche vor seinem Ruhestand an einem Herzinfarkt starb, habe ich mir geschworen, dann aufzuhören, wenn noch ein bisschen von mir übrig geblieben ist. Ich möchte nicht den Löffel abgeben am Tag nach dem Erreichen des Rentenalters. Ich habe nie gelebt um zu arbeiten, immer gearbeitet um zu leben. Und das würde ich dann gerne auch noch ein kleines bisschen tun, wenn ich ansonsten mein Soll erfüllt habe.

Ich weiß, für die Generation, von der alberner Weise in Zukunft verlangt wird, bis 67 zu arbeiten (wenn sie arbeiten darf), klingt dieser Seufzer vielleicht zynisch.

Dazu ist zu sagen, dass die sehr viele schon heute ihr Rentenalter nicht erreichen, also eher aus dem Arbeitsprozess aussteigen (müssen)( http://spd-muenchen-au.de/servlet/PB/menue/aktuell/Archiv_2003/03-10-17_Rente_Anlagen/

Anlage6_Entwicklung-Rentenzugangsalter.pdf ) und dass die Zahl derer, die mit 65 gerne weiter arbeiten würden, dagegen ziemlich gering ist und die sich vermutlich auf bestimmte Berufsbereiche beschränken. Ich hätte nichts dagegen, wenn die so lange arbeiten dürften, wie sie wollen und können….

Aber wir alle und bestimmt genauso alle die sie propagieren wissen ja ganz genau, dass diese Rentenaltererhöhung bis 67 Jahre ein offener Beschiss ist: Keiner glaubt doch, in Zukunft würden die Menschen länger arbeitsfähig sein als bisher. Es geht einfach nur darum, auf eine möglichst verdeckte und unauffällige Art die allgemeine Rentensenkung einzuleiten.

Aber davon abgesehen. Auch 65 ist für mich unerreichbar!

Als ich dann feststellen musste, dass es vor dem 63.Lebensjahr für mich auch mit Rentenabschlägen gar kein Herauskommen aus dem Arbeitsprozess gab, dass ich also gezwungen war, weiter so zu tun, als könne ich das alles noch und als wäre es für mich möglich, mit den Jüngeren mitzuhalten ohne auf dem Zahnfleisch zu gehen, war ich ehrlich deprimiert.

Tatsächlich erreicht mich nun heute nach einigen Jahren die Nachricht vom Versorgungsamt, dass mein Behindertengrad von 40% auf 60% angehoben wurde. Ich bin damit schwerbehindert und ich habe das Recht, mit 60 Jahren aufzuhören, wahrscheinlich mit einigen Abschlägen aber trotzdem: Es kommt mir fast so vor, als hätte ich endlich den Tag X in Sichtweite, wo der Pakt mit dem Teufel erfüllt und meine Seele wieder frei ist.

Ob ich es mir bei 3 studierenden Kindern werde leisten können, meine Krankheiten und den Rest meiner Gesundheit zu pflegen, bevor es zu spät ist, weiß ich freilich noch nicht.

Aber die Option, es im Zweifel zu können, ist eine schöne Sache.

 

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