Anmerkungen zur Kleinkinderbetreuung III

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Herdprämie oder Lebensentwurf?

 

Politiker, die sich vorstellen, den Frauen dafür Geld zu bezahlen, dass sie das Angebot einer Kindertagesstätte für ihre Kinder nicht in Anspruch nehmen, scheinen davon auszugehen, dass die Kinder dieser Familien frühkindliche Förderung nicht brauchen. Warum? Etwa weil sie in ihren Familien diese Förderung bereits erhalten?

Man sollte sich in diesem Kontext mal wieder an die PISA-Studie erinnern: http://pisa.ipn.uni-kiel.de/Ergebnisse_PISA_2003.pdf

Eines der frappierendsten Resultate ist ja, dass in keinem vergleichbaren Land, das sich an der Studie beteiligt hat, der Zusammenhang zwischen den Bedingungen im Elternhaus und dem späteren Schulerfolg so groß ist. D.h.: In keinem anderen Land hat ein Kind so “gute Chancen“ später in der Schule zu versagen, wenn es bereits aus einem sogenannten bildungsfernen Elternhaus stammt. In Deutschland ist das soziale Milieu eines Kindes sein Bildungsschicksal – ganz anders als etwa in Finnland oder Schweden.

Dort versucht die Gesellschaft mit ihren öffentlichen Erziehungs- und Bildungseinrichtungen diesen Ausgangsbedingungen entgegenzusteuern. Das aber heißt auf alle Fälle: Die frühkindliche Krippenerziehung ist ganz besonders wichtig für Kinder aus diesen bildungsfernen Elternhäusern.

Wenn nun Politiker Eltern für deren Nichtnutzung bezahlen wollen, muss man sich ernsthaft fragen, ob sie diese gesellschaftlichen Schichten bewusst noch weiter ausgrenzen und von so etwas wie Bildung lieber fern halten wollen.

Gedanken zum Thema auch hier:
http://blog.fink.sh/index.php?/archives/113-Nach-dem-Wickel-Volontariat-die-Herdpraemie.html

 

zur Diskussion: http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/28/0,3672,5541052,00.html

 

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