Mobbing

Gestern abend im Fernsehn einen ganz brauchbaren Dokumentarfilm über Mobbing in unseren Schulen.

gewalt35.jpgWährend ich mir die beiden jugendlichen Betroffenen anschaute, stieg Erinnerung in mir hoch, Erinnerung an Situationen im Schulalter meiner Kinder, in denen es ihnen ähnlich ging, vielleicht nicht so extrem aber durchaus ähnlich.  Ich kann mich noch an das unangenehme Gefühl der Hilflosigkeit erinnern, dass einen als Elternteil dann befällt. Was soll man tun? Man kann ja nichts tun. Und die kleine unterdrückte Wut ist auch in einem drin: Warum ist mein Kind auch so empfindlich, warum kann es sich nicht besser Respekt verschaffen?
Ich vermute, meine Kinder fühlten sie sich alleine gelassen.
Die Tränen der Mutter im Dokumentarfilm, die jetzt, nachdem das Schlimmste vorbei war, noch immer von diesem Ohnmachts- und Verzweiflungsschmerz geschüttelt wurde, haben mich benahe angesteckt.

Was bringt Kinder dazu, so grausam zu sein, so ungerecht, so gemein? Die meisten sind es nur innerhalb ihrer Gruppe. Alleine würden sie sich nicht so verhalten. Was setzt die Gruppenerfahrung und Gruppendynamik in Menschen frei?
Der Überfall der Theaterleute in Halberstadt vor ein paar Tagen fällt mir ein. Auch da die Lust am gemeinsamen Quälen, am Erniedrigen von Schwachen und anders Gestrickten. Das waren Rechtsextreme, aber es war offenbar kein geplanter Angriff sondern ein spontaner Ausbruch von Hass und Gewalt. Die Kinder aber werden wohl kaum politische Motive für ihr Mobbing gehabt haben.
Was also treibt Menschen zu solchem Verhalten? Sicher nicht einfach die „Natur des Menschen“. Woher diese Wut und woher die Bereitschaft, andere zu verletzen und zu demütigen? Wenn man nur die Glotze einschaltet, wundert man sich nicht mehr. Und wenn man einmal nachvollzieht, nach welchen sozialen Überlebensgesetzen unsere derzeitige Welt funktioniert auch nicht.

Da kann man fein Werte predigen und Gewaltfreiheit verlangen! Auf das, was da in den Köpfen und im Bauch der mobbenden Kinder entsteht, können die Rechten fantastisch anknüpfen…..

Ich fühle  Angst in mir aufsteigen. Ich fühle mich konfrontiert mit einem tollwütigen Tier namens Mensch, dessen innere Logik sich außerhalb meines Vorstellungsvermögens befindet und außerhalb jeder nachvollziehbaren Wertvorstellung.
Tiere müssen tollwütig sein für ein solches zerstörerisches, todbringendes Verhalten. Menschen reicht dafür eine Flasche Alkohol und ein paar Kumpel, die genauso drauf sind. Und oft reicht ihnen auch ein „heiliger Krieg“. Da geht es ohne Tollwut zu. Das ist vielleicht noch unheimlicher.

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