Jena, Uniklinik
Eigentlich wollte ich diese hoffentlich kurze Phase meines Lebens nicht hier im Blog erwähnen.
Aber nun warte ich hier schon seit mehr als 2 Stunden darauf, dass auf der Station 120 mein Bett frei wird. Morgen soll eine Katheteruntersuchung gemacht werden. Eine Routineangelegenheit, sagen alle. Ich versuche daran zu glauben.
Nachdem ich in der Anmeldung auf die teuren Dienste des Professors verzichtet habe, scheint man es jetzt mit mir nicht so besonders schwer zu nehmen. Ich habe die Eingangsbefragung und -Untersuchung eines Famulanten (auf seinem Namensschild steht „Praktische Jahr“, die Schwester aber sagt zu mir: „Wenn der Herr Doktor mit Ihnen fertig ist…“) hinter mir, der noch ins Schwitzen kam, als er meine abgabeunfreundlichen Armvenen erblickte.
Was soll’s. Ich gebe der lernenden Jugend eine Chance.
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Immerhin gibt es hier Internet und so habe ich mich zwischen lauter wartenden älteren, noch älteren als ich eine bin, Menschen niedergelassen in einer Art Auffangzimmer und versuche mir so die Zeit zu vertreiben.
Draußen ziehen über das große, moderne Klinikgebäude hohe, graue Wolkenbänke hinweg. Blauer Himmel ist nirgends zu sehen. Die Zeiten der ewigen Sonne sind offenbar nun wirklich vorbei. Der neben dem Rettungshubschrauberparkplatz auf dem Dach installierte Wettersack steht prall im rechten Winkel ab und scheint genau auf mich gerichtet. Nur leicht bewegt er sich hin und her, um sich dann wieder zu straffen und mir ins Gesicht zu zeigen, so dass ich direkt in seine vordere Öffnung hineinsehen kann.
Es wird ein langer Tag werden.
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