ab in die Freiheit

Jena,

Nun sitze ich wieder hier, diesmal warte ich nur noch auf die Entlassungspapiere.

Bei der letzten Visite haben mich andere Ärzte noch einmal mit ihrer Skepsis überschüttet. Sie würden niemals die Einnahme von Medikamenten einer Möglichkeit vorziehen, die Ursache operativ zu entfernen. Und: große Ankündigung von Nebenwirkungen. Das Gesicht des Oberarztes, als er hört,wie hoch die Dosis ist, die mir der andere Oberarzt, ich sage jetzt mal mein Oberarzt verordnet hat, verunsichert mich.

Also gut. Natürlich werde ich brav auch diese ganze blutige Sache mitmachen, wenn ich merke, es geht nicht anders.
Und Respekt: Es freut mich, Ärzte vor Medikamenteneinnahme warnen zu hören.

Dennoch: Was sie als Lapalie ansehen, ist für mich ein Eingriff, dem ich mich nicht gewachsen fühle. Vielleicht bin ich einfach feige. Vielleicht versuche ich auch nur,meine neue Krankheit einfach vor mir zu leugnen. Man wird sehen.

Erst einmal wartet zu Hause der Schreibtisch, meine Arbeit, der neue Handheld, warten 30 kleine Sämlinge darauf, möglichst bald nach den Eisheiligen in der Streusandbüchse weiterwachsen zu dürfen…..
Erst mal geht mein Leben so weiter, wie es vorher verlief.
Danke dem Oberarzt, der dies Bedürfnis akzeptiert hat.

Gestern abend ist das Bett neben mir neu belegt worden. Eine 84 Jährige liegt jetzt da. Sie ist nur zu einer Magenspiegelung eingeliefert worden, war aber jetzt schon 10 Tage auf der Intensivstation, hatte einen Herzionfarkt, Nierenversagen…. Sie sieht noch erstaunlich hübsch aus. Ihr Leben war schön, sagt sie mir, aber sie wäre dankbar gewesen, hätte man sie einfach einschlafen lassen. Sie hat das jetzt schon dreimal gesagt. Die Schwestern überhören so was.
Als ich versuche, darauf einzugehen kommt die klare Aussage: alles, nur kein Pflegefall werden.

Ja, es kommt die Zeit, wo man auf die Medizin und ihre Möglichkeiten angewiesen ist, wo man alle Hoffnungen an sie knüpfen, aber ihr auch ausgeliefert sein wird.
Ich darf ihr heute noch einmal von der Schüppe springen.

 

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