An Frühsommerabenden gibt es kaum etwas Schöneres, als einen Besuch auf den nahe bei Jena gelegenen Dornburger Schlössern, möglichst gegen Abend, wenn die Hitze sich besänftigt hat, nur noch wenige Besucher durch die Gärten wandeln oder still ins Tal schauen. Die Farben leuchten noch, ohne dass die Sonne blendet. Man steht auf dem „Balkon Thüringens“, auf dem Rosen umwachsenen Weg, der die drei Schlösser verbindet. Er führt am steilabfallenden, mit Wein bepflanzten, Hang entlang und öffnet einen weiten, imposanten und gleichzeitig beruhigenden Blick ins Tal, auf den Ort Dorndorf und auf die Hänge an der anderen Seite der Saale.
Umgeben von duftendem Jasmin, unglaublicher Blütenpracht in den Beeten und Rabatten im Barock-Gärtchen und umhüllt von Rosenduft kann man hier wandeln und sich fühlen wie der alte Goethe, der hier bekanntlich oft gewohnt hat und so manches Gedicht geschrieben hat.
Wahrhaftig, die Umgebung regt an zu Poesie! Nicht dass ich es wage, mich aufschwingen zu wollen zu einem Wettstreit mit dem Dichterfürsten, aber Spaß macht es auch mir, in dieser Atmosphäre Verse zu spinnen….
Blick ins Tal……………………………
an den Dornburger Schlössern
Ende Mai 07
Die Schattenflecken wandern
auch heute über das besonnte Land.
Hier oben standen wir
und sahen lange zu.
Dort unten liegt das Tal.
Grün leuchtet es in allen Farben.
Es ist genau wie damals.
Weißt du noch?.
Goldwolkennester wiegen
sich im prallen Gras.
Wie war der Blumenname gleich?
Wie war das Zauberwort?
Der Wind geht durch das Laub
und streichelt mein Gesicht.
Ganz sanft, wie du es tatest
und warst so nah bei mir!
Da unten, spielzeugklein der rote Zug!
Er kommt aus deiner Stadt.
Ach, Liebster, wärst du dort
und kämst zu mir herauf!
Vor ein paar Tagen gingen mir diese Zeilen durch den Kopf und zu Hause fand ich dann zu meiner Verwunderung ein Gedicht aus früheren Tagen, das ich am gleichen Ort in einer sehr ähnlichen Situation geschrieben hatte.
An den Dornburger Schlössern
Ende Mai 2003
Wir sind alleine hier
hoch über Fluss und Häusern.
Der helle Abend duftet schwer
nach Flieder und Lavendel.
Die leeren, weißen Bänke leuchten weit
in einem Meer von Grün,
das überschäumt
und glänzt im Abendlicht.
Der Park ist still.
Man kann die Rosen wachsen hören.
Die Schlösser stehen bunt
bemalt wie Bilder.
Es knirscht kein Kies mehr
unter Menschentritten.
Hier oben sind wir beide ganz allein.