Gedanken am Rande: Goethe am PC

 

Bei der Besichtigung des mittleren Schlösschens in Dornburg, des Rokkokoschlösschens, erfahre ich, dass die Gesellschaften, die sich hier um Goethe scharten, im ganzen Haus über keine Waschgelegenheit und keine Toilette verfügt haben.
Schwer vorzustellen.
Und noch schwerer zu begreifen:
Goethe kannte keinen PC, nicht mal die Eisenbahn, kein Telefon, keine Dampfmaschine. So etwas wie unsere globalisierte Welt hätte er sich nicht einmal vorstellen können. Dennoch hat seine Dichtung auch heute noch viel zu sagen, dennoch bin ich betroffen, wenn ich ihn lese.
Schubert ist mit seiner Familie praktisch in einer Zweiraum-Wohnung unter ärmlichsten und engsten Bedingungen aufgewachsen. Ich habe diese Wohnung in Wien gesehen, die Küche, in der er geboren wurde, und war schockiert. Er kannte in seinem Leben  weder Flugzeuge noch Elektrizität, weder Funk noch Radio. Und dennoch spricht mir seine Musik mitten aus dem Herzen.
Warum ist das so? Wieso ist das möglich? Hat all unsere modere Zeit so wenig Bedeutung für das, was uns wirklich wichtig ist, was uns be-trifft?
Ich glaube das nicht. Erst in den letzten Jahren ist mir aufgegangen, dass ja sogar die Welt, wie ich sie kannte, sich vollständig verändert hat. Und viele dieser Veränderungen sind schwer zu ertragen und fremd. Es scheint manchmal gar nicht mehr meine Welt zu sein. 
Wie ist es dann aber möglich, dass Kunst aus Zeiten, die aus heutiger Sicht so ganz und gar anders waren, so lebendig zu uns sprechen kann? 

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