Platz! oder die Eurasier

Unter unserer Treppe im Wohnzimmer wäre so ein schöner Platz für Anka.

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Aber die liegt immer irgendwo mitten im Raum, am besten so, dass man über sie stolpert und immer so, dass sie uns sehen kann.

Wie schön wäre es, wenn man zu ihr sagen könnte „Geh auf deinen Platz“ und der Hund würde brav die Szene verlassen und sich auf seinen angestammten und ihm eigenen Platz zurückziehen. Das ging mit Puschka, meiner früheren Schäferhündin wunderbar. Aber Anka hat sich seit ihrer frühesten Jugend geweigert, irgendeinen Platz als den ihren und den, wo sie im Zweifel zu sein hat, anzuerkennen.

Ich stehe sehnsüchtig im Pflanzen- und Tierbedarf-Großhandel vor den Kissen und Körben, den Kissen mit Rand, um den Hunden das Gefühl zu geben, dass sie geschützt irgendwo drin liegen, nicht nur oben drauf. Sie sind teuer, waschbar, mehr oder weniger erträglich im Design.

Anka steht neben mir und interessiert sich viel mehr für die vielen Tüten Hundefutter und die Leckerliangebote im Nebenregal.

Da spricht mich eine Frau an: „Ach hier ist ja der schöne Eurasier“. Ich bin natürlich entzückt. Wir kommen ins Gespräch. Sie hat selber zu Hause zwei Eurasier, sie kennt sich aus. Sie schafft es, sich mit der Hand Anka zu nähern, ohne das die zurückweicht, sie bewegt die Hand nicht von oben auf Anka zu mit der Handfläche nach unten sondern umgekehrt von unten mit einer nach oben geöffneten Hand. Anka protestiert nicht sondern schnuppert interessiert an der Hand und lässt sich streicheln. Ich staune.

„Ich kenne doch die Eurasier! Die sind nicht so zutraulich, haben eine ganz schöne Portion Skepsis. Da kommt der Chow-Chow raus.“

Diese Frau ist wahrhaftig eine Kennerin dieser eigenwilligen Hunderasse. Die Gelegenheit ist günstig.

Ich frage, ob ihre einen Platz zu Hause haben, einen festen Platz?

Sie lächelt etwas nachsichtig. „Nein, natürlich nicht, die sind nicht auf einen festen Platz festzulegen. Unsere haben das nie gemacht. Die liegen immer bei uns und am liebsten auf unseren Füssen. Da kommt nun wieder der Samojede raus. Bei den Eskimos schlafen die immer mit im Zelt, als Bettvorleger und im Zweifel auch mit im Bett. Diese Dinger hier sollten sie nicht kaufen, das ist reine Geldverschwendung. Das macht ein Eurasier nicht mit.“

Ich bin geplättet.

Den Kauf verkneife ich mir.

Am Abend liegt Anka wieder mitten im Zimmer, dann vor dem Tisch, dann an der Treppe aber natürlich nicht darunter, dann vor dem Kachelofen und in der Nacht genau mitten unseren Betten.
Immerhin nicht drin.

P.S. Eurasier sind eine Rasse, die aus Chow-Chow, Samojede und Wolfsspitz gezüchtet ist.

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Eine Antwort zu Platz! oder die Eurasier

  1. Hallo,

    ich habe diesen Beitrag als Tip auf meinem Eurasierblog gesetzt.
    Viele Grüße
    Johann Bucher

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