Auszug aus meiner Trilogie:
Friedhofsgespräche – Teil II – Denkmal für meine Mutter
Du lebtest wieder in Dresden, als das erste Schuljahr langsam zu Ende ging. An einem blauen Märztag des Jahres 1927 hattest auf deinem Schulweg durch den Blüherpark die ersten Schneeglöckchen entdeckt. Der Lehrer kam an diesem Morgen in den Klassenraum, grüßte die Kinder stumm, schrieb mit großen, klaren Buchstaben an die Tafel: Er kommt…. und wandte sich dann mit fragendem Gesicht an die Klasse. Die Kinder schwiegen erst verwirrt, bis sie begriffen, was der Lehrer von ihnen wollte. Dann schnellten die Finger hoch. Der Lehrer kommt, posaunte stolz ein Junge heraus. Nein, der Lehrer schüttelte den Kopf. Diese Antworte wollte er nicht. Der Vater kommt, die Mutter kommt, das Kind kommt, der Mann kommt, die Frau kommt… Immer wieder schüttelte der Lehrer bestimmt und geheimnisvoll seinen Kopf und nahm das nächste Kind dran. Schließlich kamst du an die Reihe, die du vom ersten Moment die richtige Antwort gewusst hast. Der Frühling kommt! jubeltest du in die Klasse. Du, sagte der Lehrer, du kannst dich auf der Vogelwiese sehen lassen.
P.S. Die Vogelwiese ist der Jahrmarkt in Dresden , vermutlich heute noch?
Apfelbäume warten auf den Frühling
Vorfrühling am Bach
Der Frühling zieht in Jena ein
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