Frühlingseinkauf mit Überraschung

Ich habe schon heute morgen gesehen: Sie kaufen bei uns…

Mittwoch Nachmittag, die Seminare für diese Woche liegen hinter mir. Blick auf vier „freie Tage“, wo ich zu Hause am Schreibtisch arbeiten und vielleicht auch ein bisschen Frühling schnuppern kann. Große Feierabendstimmung breitet sich in mir aus und plötzlich ein Riesenhunger auf Frühling.
Ich entschließe mich spontan, noch in der Stadt Shoppen zu gehen. Mir schwebt ein schwingender, heller Sommerrock vor.

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Otto-Eckmann, Frühling

Ich sehe mich im Kaufhaus um. Röcke sind dieses Jahr nicht gerade üppig vertreten. ‚Der dort vielleicht, der auch, der nicht, aber der. Sollte ich mal anprobieren…‘
Da spricht mich plötzlich jemand mit meinem Namen von hinten an. Vor mir steht eine meiner Studentinnen, die vor ein paar Stunden noch in meinem Seminar gesessen hat. Sie arbeite hier, schon seit 2 Jahren, neben dem Studium, oft 4 Stunden am Tag und mehr. Als sie im letzten Semester ihr großes Praktikum gemacht hat, musste sie täglich nach 8 Stunden Praktikum noch für 4 Stunden im Kaufhaus arbeiten. Das sei die Härte gewesen. Ich kann es mir vorstellen.
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„Ich habe schon heute morgen gesehen: Sie kaufen bei uns…“, sagt sie. Tatsächlich, ich habe noch immer das neue Shirt an, das farbig leuchtend gestreifte, das ich bei meinem letzten Frühlingshunger vor 14 Tagen  aus diesem Laden abgeschleppt habe. Als würde ich ständig nur Klamotten kaufen, denke ich amüsiert. Egal, ich nutze die Gelegenheit und erläutere meiner Studentin meinen neuen Frühlingswunsch: bequem, luftig, fröhlich, fließend, schwingend…. Und sie bringt herbei, was der Laden hergibt, berät in Stil- und Farbfragen und umsorgt mich und mein Shoppingbedürfnis mit höchster Professionalität. Und ich , die eigentlich so ungern Klamotten einkauft wie andere zum Zahnarzt gehen, ich fühle mich aufgehoben wie in Abrahams Schoß und ziehe nach einer guten Stunde mit 2 neuen Röcken und 2 passenden T-Shirts ab.

Und das alles, damit mir auch nächste Woche wieder eine Studentin sagen kann: „Aber Frau S., Sie sehen ja heute aus wie der leibhaftige Frühling!“. Man tut was man kann.

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Goethe-Galerie Jena

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