Pazifismus reaktionär? – mein Antikriegstagebuch

Das gestrige „Ossifizierungsthema“  hat noch etwas Unglaubliches für mich zu Tage gebracht:

Der Historiker Wolffsohn, der diesen Begriff in die Welt gesetzt hat,  bezeichnet es als ein gesellschaftliches Problem und als eine „reaktionäre Entwicklung“, dass es im Westen bei den Mittel- und Oberschichten noch immer zum „guten Ton“ gehöre, zur Bundeswehr auf Distanz zu gehen.
Es ist in seinen Augen  „reaktionär“, die deutsche Militarisierung und Kriegsfreundlichkeit, die sich in unserer Gesellschaft immer mehr breit macht und für die in den Medien unermüdlich geworben wird (so auch mit Hilfe dieses Herren), nicht mit Begeisterung aufzugreifen.
Es ist mir klar, dass diese von ihm beschriebene „Distanz zur Bundeswehr“ nicht gleichzusetzen ist mit einer Ablehnung des neuen militären   Selbstbewußtseins und Selbstverständnisses in Deutschland. Und dennoch ist es wenigstens ein Relikt, dass davon erzählt, dass es im Westen Deutschland in den Nachkriegsjahrzehnten eine mehr als begründete generelle Tendenz gab, von kriegersichen und militärischen Absichten im deutschen Land Abstand zu nehmen. Pazifismus war nicht unbedingt bei allen Leuten  gegeben, aber Pazifisten waren angesehen und akzeptiert und verkörperten das schlechte Gewissen der deutschen Nation. Nun ist er also nur noch eine Art schlechter Angewohnheit und „reaktionär“, was wohl heißen hier soll: eine Haltung, die das deutsche Volk in seiner Bedeutung und Wichtigkeit in dieser Welt behindert und einschränkt.

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„Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“, wo hab ich das zuletzt gehört? In einer Rede der Bundeskanzlerin, auch nein, nicht wörtlich, sie hat es ein bisschen anders ausgedrückt.

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