Inventur der Inventur

Hallo ihr da draußen,
Nun schreibe ich – eine von ich weiß nicht wievielen – seit Monaten fast jeden Tag hier ins blog und sende meine Gedanken und Erlebnisse ins www aus.
Manchmal macht es mir Spaß, einfach so eine kleine bunte Duftmarke abzusetzen. Manchmal schaue ich mir meine bisherigen Ergüsse an und finde sie auch ganz schön, schön amüsant und meistens auch eigentlich gar nicht so blöd.
Ich sehe, dass mein Blog täglich eine Gruppe von 100 Leuten oder etwas mehr ansieht. Wenn ich sie mir vorstelle als reale Gruppe, scheint das eine ganze Menge zu sein. Wenn ich mir dabei das www vorstelle, fürchte ich, dass das aber vielmehr genau die Anzahl von Menschen ist, die per Zufall auf meine Seite stoßen, wenn sie rumgoogeln oder per blind durch die Gegend surfen.

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Keine Ahnung, ob es so ist. Jedenfalls meldet sich keiner und sagt: „Behalt mal deine blöden Gedanken für dich!“ oder „Was geht mich deine Streusandbüchse an oder ob du im Fitness-Center deine Kondition verbesserst?“ oder „Dazu haben schon ganz andere Leute Schlaueres gesagt!“. Von Zuspruch ganz zu schweigen oder von Nachfragen. Geschenkt!

kranich sagt, das ist wie im Leben. Wirklich zuhören tut dir kaum einer. Und wirklich ausrichten tust du auch nichts. Aber man kann es ja mal versuchen, es mal anbieten.

Vielleicht ist es doch ganz anders. Vielleicht werde ich ja auch genau beobachtet, habe ja allen freiwillig die Möglichkeit angeboten. Inventur! Alle herein spaziert! Schließlich lebe ich in der Gesellschaft, wo alle (fast)alles laut sagen dürfen und wo keiner es hört.
Aber vielleicht stehe ich ja auf der Liste eines Diplomanden der Kommunikationswissenschaft, der eine langweilige Arbeit über Frauenblogs schreibt? Vielleicht bin ich sogar dem Verfassungsschutz eine Nebennotiz wert? Vielleicht verhallt mein Blog aber auch ohne Echo und ohne Widerhall im www.
Letzeres scheint mir immer wahrscheinlicher.
Jedenfalls ist es ein heimeliges Gefühl zu wissen, alle, alle hätten jetzt die Möglichkeit, an meinen Gedanken und den neusten Ereignissen meines unbedeutenden Lebens teilzuhaben. Und es ist gleichzeitig die anonymste Sache der Welt, so als flöge ein bisschen Weltraumschrott seit Jahrzehnten einsam und ungesehen immer links am Sonnensystem vorbei. Es ist wie eine große Verbrüderung ohne Brüder.
Ich werde dabei übermütig. Das muss ich von meiner Mutter haben. Die sagte immer, „ich gehe mal nackt durch die Bahnhofstraße und du wirst sehen, keiner nimmt davon Notiz“. Vielleicht hätte sie ja doch einer weggeschnappt oder in die Klapsmühle gebracht. Manchmal kommen dann doch unerwartete Reaktionen, um nicht zu sagen Sanktionen.
Mal abwarten. Die Inventur geht weiter.

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2 Antworten zu Inventur der Inventur

  1. Mrs. Tapir sagt:

    Mein Vater hatte immer Angst, dass sie es eines Tages wirklich tun könnte …
    ansonsten danke für das Lebenszeichen aus dem www!!

  2. Onno sagt:

    Gratulation zu _der Mutter!

    😉

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