Politische Bildung tut not!?

In den Nachrichten ließ mich die Studie des Herrn Schröder (der Namensvetter hätte die Patenschaft übernehmen sollen!) an Berliner Schülern aufhorchen. Die Nachricht kam natürlich passend zum Tag des Mauerfalls und machte einmal mehr deutlich, dass es noch nicht ganz gelungen ist, die DDR für die Ostdeutschen und z.T. auch nicht für die Westdeutschen im Gruselbild einer menschenverachtenden, wirtschaftlich unfähigen Diktatur versinken zu lassen. Tenor:
Das Ergebnis sei niederschmetternd: unglaubliches Unwissen über die DDR und ein viel zu positives Bild über die DDR – je östlicher desto schlimmer!

Die Fragebogen Konstruktion ist bereits problematisch. Sie unterstellt Fakten, interpretiert Fakten und setzt damit eine „Wahrheit“ über die DDR. Und Meinungen, die von ihren m.E. in etlichen Punkten sehr problematischen „Wahrheiten“ abweichen, bringen damit eine verzerrtes, durch positive Voruteile geprägte Haltung zur DDR zum Ausdruck. Eine Bestätigung dieser „Wahrheiten“ dagegen gilt als Beweis, dass der Betreffende die Sache richtig sieht.

Im Detail ist die ganze Befragung bei spiegel online nachzulesen.

Dass soviele Herrn Kohl für einen DDR-Politiker gehalten haben, finde ich allerdings auch als peinlich.

Der Spiegel berichtet: „Als Klaus Schroeder und sein Team Kontakt zu den Schulen aufnahmen, hätten einige Lehrer vor allem im Osten sehr unwirsch reagiert, sagt er: „Die haben uns vorgeworfen, wir wollten ja nur Vorurteile abfragen, und man dürfe die DDR nicht immer aus dem Blickwinkel ‚des Westens‘ beurteilen.“
Gegen diesen Vorwurf wehrt sich Schroeder energisch: Er will die DDR aus dem „Blickwinkel der Menschrechte und der Rechtsstaatlichkeit“ beurteilt wissen. Für ihn gibt es vor allem eine Konsequenz aus seiner Studie: „Die Schulen und die Medien sind in der Pflicht. Wir brauchen den Mut, die DDR als das zu benennen, was sie war: eine Diktatur.“

Bescheidene Frage:

Wer hat den Mut – hierzulande und heute – die Bundesrepublik als das zu benennen, was sie ist: eine Diktatur des Kapitals? (Aber das Volk hat ihr zugestimmt. Schließlich leben wir heute in einer Demokratie. Super, dann ist ja alles in Ordnung.)

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hierzu aktuell

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Eine Antwort zu Politische Bildung tut not!?

  1. kranich05 sagt:

    Du legst den Finger auf eine besonders schmerzende Wunde:
    Die verbreitete (ich glaube absichtsvoll gepflegte) Konfusion um die Begriffe Diktatur und Demokratie.

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