Seit vorgestern weiss ich nun, dass ich wirklich eine Palisanderflöte gekauft habe und kein imitiertes Plastikteil.
Sie hat eine wundervolle Maserung, ist natürlich dunkel und wird noch recht schnell heiser. Ich werde sie liebevoll einspielen, mit den alten, leichten, nicht hoch gesetzten Stücken.
Ich habe Sie für 124 Euro bei ebay erstanden, war ganz und gar scharf drauf. Aber als sie kam war sie so merkwürdig leicht und hatte kein Markenzeichen. Aber sie riecht nach Palisanderholz, süß-herb und die Maserung geht durch.
Meine Flötenlehrerin meint, sie sei 100% echt und ihre Tonart eigne sich für melancholische Moll-Stücke besonders.
Ich möchte meiner brasilianischen Schönheit einen eigenen Namen geben, Lyrika fiel mir ein, aber so heißt schon meine neue Tablette gegen Neuralgien. Also was anders. Mal sehen …
Meine schwierige helle, 30 Jahre alte Blockflöte werde ich nicht ausrangieren. Sie klingt eigentlich wunderbar. Ihre Schwierigkeiten oder besser meine beim hohen d, beim hohen cis, beim hohen f muss ich überwinden. Zwar könnte ich das Daumenloch überarbeiten lassen. Aber Frau S. hat mir erklärt, dass es lohnt, diese Töne aus ihr herauszulocken. Sie ist eben kein mechanisches, sondern ein eher lebendiges Instrument, mit dem man vorsichtig und behutsam aber deutlich umgehen muss, wie mit einem Pferd, das man reitet.
Flöten ist mir zur Leidenschaft geworden. Ich bin nicht besonders gut, obwohl A. erstaunt war, wie gut ich nach 1 Jahr Unterricht spiele (obwohl ich saumäßig war beim Vorspielen). Aber ich habe bestimmt 6 Jahre mit großen Unterbrechungen vorher schon gespielt, autodidaktisch, weil meine Unterrichtskarriere mit 9 Jahre kläglich endete. Mein Lehrer hat mich damals aus dem Ensemble geworfen: die alte, geerbte Altblockflöte meines Vaters stimmte nicht zu den anderen Flöten und mein Vater sah nicht ein, dass er mir deshalb ein neues Instrument kaufen sollte.
20 Jahre später kaufte ich mir endlich dann selber eine neue, eigene Flöte, meine jetzige, helle Moeck. Die alte meines Vaters habe ich heute bedauere ich es sehr leichtsinnig und wahrscheinlich noch im Groll wegen der kindlichen Frustration erst vor wenigen Jahren im Rahmen eines Umzuges weggeworfen.
Seit ich täglich eine Dreiviertel Stunde bis eine Stunde spiele, merke ich, dass ich nicht einfach Noten abspiele, sondern tatsächlich Musik mache. Das ist ein unglaubliches Gefühl, als hätte man Flügel, als eröffne sich eine neue Dimension des Lebens und Erlebens. Leute die wirklich Musik machen werden sicher über diese naive Aussage lächeln. Aber für mich, die ich musikalisch eigentlich eher unterbelichtet bin, ist es eine Offenbarung.
Glückwunsch zu dem schönen Instrument.
Hast Du aber auch verdient.
Ich bin schon neugierig auf den Klang.