Ich frage mich: Wie fing das damals eigentlich an mit dem Faschismus?
Was war mit den Menschen los, die schon vor und gleich nach 33 Hitler zujubelten. Waren sie alle scharf auf Massenmorde und die Vernichtung von Menschen? Wohl kaum. Das war noch nicht absehbar – oder nur für die, die sehen konnten. Und die gab es sehr wohl.
Akzeptanz des faschistischen Denkens ab 1933
Faschismus hieß in dieser Phase offiziell keineswegs gleich Judenvernichtung. Der Faschismus kam auf leisen, auf scheinbar harmlosen Sohlen daher, versprach Frieden und Wohlstand, ein besseres Leben, zumindest für einen bestimmten, den arischen Teil der Bevölkerung. Der Faschismus tarnte sich als menschenfreundlich, als vernünftig, als gut für fast alle. Er sorgte für Kameradschaftsgefühle, für Solidarität innerhalb der erwählten arischen Gruppe, er schien die hehrsten Ziele der Menschheit zu verfolgen und griff die bestehenden Hoffnungen und Werte auf, füllte sie mit seiner Ideologie aus und allmählich veränderte er ihren Inhalt. Aber da war es dann schon zu spät.
Aber das heißt nicht, dass die, die damals den neuen Machthabern zugejubelt haben, nicht mitschuldig waren an der weiteren Entwicklung. Denn tatsächlich tolerierten sie die von Anfang an deutlich sichtbare Ausgrenzung jüdischer und politisch andersdenkender Menschen, die Bücherverbrennungen, die Verfolgung und Ermordung von Gegnern des Faschismus, insbesondere von Kommunisten- bis hin zur Einrichtung der ersten Konzentrationslager (z.B. in Oranienburg). Sie verrieten damit ihren bisherigen Glauben an die Menschlichkeit. Und sie folgten einfach der Macht, hingen dort ihre Fahnen raus, wo die vorbeikommen würden, mit denen man sich besser gutstellen sollte.
Es gibt viele literarische Zeugnisse, die die langsame Entstehung faschistischer und autoritärer, indoktrinierter Verhältnisse innerhalb der sogenannten Volksgemeinschaft beschreiben. Ich denke z.B. an den faszinierenden Roman: „Unruhe um einen Friedfertigen“ von Oskar Maria Graf, der die Geschichte eines jüdischen Schusters in einer Dorfgemeinde in Bayern beschreibt, der – anfangs ein angesehener und geschätzter Dorfbewohner – immer mehr in den Blick derer gerät, die in ihm ein minderwertiges und volksgefährdendes Wesen sehen, das nicht eigentlich als Mensch angesehen werden darf. Er wird schließlich unter den Blicken der Dorfbewohner, die begeistert oder schweigend dabei stehen und die Dinge geschehen lassen, von SS Leuten gelyncht.
Mir fällt Max Frischs „Andorra“ ein, oder Falladas: „Jeder stirbt für sich allein“ und natürlich der Roman „1984“.
Und neulich ist mir eine unglaublich beeindruckende Schilderung des schleichenden Einzugs faschistischer Lebensformen und faschistischen Gedankengutes in eine kleine brandenburgische Dorfgemeinde in die Hände gefallen, eine Schilderung eines Heimatdichters über seine Jugendjahre.
Hier kann man quasi hautnah erleben, wie sich die faschistische Denkweise und Wertung unterschwellig ausbreitete, an Normalität gewann, Menschen vielleicht erst noch irritierte, Tage später aber von ihnen schon als üblich und im Sinne von „jetzt ist das eben so“ hingenommen wurde, bis sie sich zum Einverständnis und sogar zur Begeisterung hinreißen ließen. Und wer diesen Prozess nicht mitmachte, die Vorgaben der Regierung nicht teilte, dem wurde zurecht immer ängstlicher ums Herz und der musste schon nach wenigen Jahren um seine Existenz und um sein Leben fürchten.
So etwas wird uns in Deutschland nie mehr passieren?
Die demokratie-feindlichen Prozesse der Gegenwart
Natürlich nicht, denn da ist die deutsche Regierung vor: Es ist zwar bekannt, dass viele Alt-Nazis im Westen Deutschlands nach dem Krieg wieder auf wichtigen Staatsposten saßen und lange Jahre dort unbehindert mitmischen durften, aber die heute bekennenden Alt-Nazis werden offiziell von unserer Gesellschaft als Verfassungsfeinde angesehen und – mehr oder weniger konsequent verfolgt.
Und außerdem wird ein harter Kampf gegen die AfD geführt: Man setzt sie durchweg mit Rechtsradikalen gleich, man beobachtet sie durch den Verfassungsschutz, man meidet jede Berührung mit ihnen und behandelt die AfD Wähler so, als würden sie für den Holocaust verantwortlich sein. Nun gibt es sicher Menschen und Tendenzen in dieser konservativ-rechten Partei, die mit rechtsextremen Werten liebäugeln. Aber die Mehrheit, nämlich die, die sich in unserer Gesellschaft übergangen und an den Rand gedrängt fühlen und deshalb konservativ denken und rechte Parteien wählen, werden von unserer Regierung und den Medien den Rechtsradikalen zugeordnet oder zumindest in Verbindung mit ihnen gebracht.
Ihre Kritik an der gegenwärtigen Gesellschaft und konkret an der gegenwärtigen Politik wird ihnen als rechte Kritik ausgelegt und folglich ist jeder, der an dieser Gesellschaft und dieser Regierung Kritik übt, auch ein Rechter.
Gegen rechts und die AfD zu sein ist gegenwärtig des guten Bürgers Pflicht, könnte man sagen.
Aber man muss leider feststellen, dass in unserem Land inzwischen wirklich Prozesse stattfinden, die die Demokratie durch autoritäres Verhalten und durch die Abschaffung der freien Meinung massiv und in einer Weise bedrohen, dass man Angst bekommen kann.
Mit der Diskriminierung und Ausgrenzung der Corona-KritikerInnen fing es an:
Vor Kurzem konnte man lesen, dass Lauterbach festgestellt hat, dass die KITA -Schließungen in der Corona-Zeit nicht nötig und sogar Kindeswohl gefährdend waren. Ei, nein aber auch! Wenn man genau das vor zwei Jahren laut sagte oder auf Plakate schrieb, war man ein Verschwörungstheoretiker, ein Schwurbler, ein Rechter, ein Böser, ein Mörder, ein gefährlicher, psychisch Kranker, einer, der seine Mitmenschen willentlich gefährden will.
Dass heute in diesem Staat mehr als je zuvor seit 1945 Menschen hemmungslos diskreditiert und verdächtigt werden, dass ihre kritische Distanz zu dem, was die herrschende Regierungstruppe ihnen an Glaubenssätzen verordnet, schon als Straftat, als hochverdächtig und als staatsfeindlich angesehen wird, das kommt den Akteuren dieser neuen politischen Praxis selbst aber offensichtlich nicht merkwürdig vor. Sie diskreditieren und bekämpfen hemmungslos alles, was es wagt, die herrschenden Ideologien wie Klimawandel und Co2 -Katastrophe, Corona-Pandemie und die Story von der guten, menschenfreundlichen NATO, die uns alle gegen den bösen und blutrünstigen Russen verteidigen und schützen will, infrage zu stellen und kritisch zu betrachten.
Man ist offiziell für Meinungsfreiheit und Toleranz, ja natürlich. Aber doch nicht gegenüber gefährlichen Feinden! Und wer hier ein Feind unserer Gesellschaft ist, das wird diktiert.
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