Problematik der Antidiskriminierungsbewegung

Problematik der Antidiskriminierungsbewegung

Solidarität zu zeigen mit Unterdrückten und an den Rand der Gesellschaft Gedrängten ist sicherlich eine positive, hochmoralische und auch humane Haltung. Das soll hier keineswegs infrage gestellt werden.

Aber sie wird problematisch, wenn sie gleichzeitig systematisch den Blick weg von den realen, unterdrückenden, gesellschaftlichen Hintergründen der Diskriminierung und gesellschaftlicher Marginalisierung und zum Beispiel der Ausbeutung, abwendet. So wird der Eindruck erweckt, als würde es reichen, gegenüber Benachteiligten respektvoll, achtsam und freundlich zu sein. Wenn ich einen obdachlosen Menschen respektvoll und freundlich behandele, ist das sicher positiv zu sehen. Aber davon allein ist seine Lage noch nicht geändert. Wenn ich zum Beispiel die Urbevölkerung in Mittelamerika betrifft nicht mehr von Indianern, sondern von Indigenen spreche, ändert das rein gar nichts an der Lage dieser Menschen, die von ihrem eigenen Staat misshandelt, beraubt und ins Abseits geschoben werden. Wenn ein Chef seiner Sekretärin nicht mehr ständig an die Brust greift, wird er deswegen aber kaum ihr Gehalt erhöhen oder darauf verzichten, dass sie unbezahlte Überstunden macht.

Die Tendenz in der Antidiskriminierungsbewegung geht zudem immer mehr hin zu kleinen Gruppen, für die man sich zu engagieren hat. Die Frage, ob Transgendermenschen von der Gesellschaft hinreichend gesehen werden und die nicht zu leugnende Tatsache, dass sie nicht selten angefeindet werden, stellt sich als wichtiger und vor allem in den Medien als weitaus raumgreifender dar, als die Tatsache, dass ein großer Teil der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben muss und die ihnen bezahlten Löhne so gering sind, dass der Staat mit Sozialhilfe – pardon mit Grundsicherung und Bürgergeld – aufstocken muss. Das ist scheinbar kein Skandal und diese sehr große betroffene Gruppe ist für die Antidiskriminierungskampagnen nicht der Erwähnung wert und schon gar nicht großer Anstrengungen dazu, ihre Lage zu verbessern.

Das geht soweit, dass man die inzwischen „gefundenen“ die 38 oder mehr Geschlechter, die zusammen gerade mal auf 2 % der Menschheit kommen, in gleicher Weise öffentlich berücksichtigen will wie die Geschlechter Mann und Frau, die immerhin 98% der Weltbevölkerung ausmachen. Dabei wird nicht nur der Feminismus mal schnell in einem Atem mit dem Bemühen um Akzeptanz winziger Minderheiten in einen Sack gesteckt. Es werden mit dem „Konzept des alten weißen Mannes“ als Gegenmodell für alle Unterdrückten dieser Welt zum Beispiel die durchaus sehr massiv unterdrückte männliche Arbeitnehmer völlig außen vorgelassen und verhöhnt.

Propagiert wird die totale Freiheit von einengenden Strukturen. Dabei bleibt die Tatsache, dass Menschen für ihre Entscheidungen Bedingungen und Voraussetzungen brauchen, die die Gesellschaft ihnen bieten müsste., völlig außer Acht. Ich kann mich entscheiden, wohlhabend zu werden. Aber ob es mir gelingt, liegt eben nicht nur an mir. Das Märchen vom Millionär, der als Tellerwäscher angefangen hat, wird noch immer und wieder neu erzählt. 

Das Augenmerk der herrschenden Ideologie richtet sich insbesondere auf die Befreiung der Menschheit von bisheriger Enge, von Normen und Zwängen. Die Vergangenheit wird grundsätzlich als Zeit gesehen, in der die Menschen unter massiven Zwängen standen. Weder die historischen Bemühungen um schrittweise Fortschritte noch tatsächlich erkämpfte Fortschrittserfolge der Vergangenheit werden dabei wahrgenommen.  Dabei wird allerdings der Kolonialismus ab dem 16. Jahrhundert in gleichem Maße und völlig undifferenziert scharf kritisiert wie zum Beispiel die Rollendefinitionen der Geschlechter in der Nachkriegszeit.  

Damit geht einher eine generelle Verunglimpfung aller bisherigen Werte und Sicherheiten. Dies führt zu einer großen Verunsicherung, zu Individualisierung und Hilfelosigkeit unter den „nicht-modernen“ Menschen, die ihrerseits die Vergangenheit nicht in dem gleichen Maße als unterdrückend erlebt haben und für die nun die bewährten Hilfe- und Stützstrukturen weggebrochen sind.

Der Weg geht systematisch weg von der bisherigen Normalität und stellt eine hemmungslose Verabsolutierung der damals durchaus berechtigten Kritik an früheren starren Wertvorstellungen und bestimmte Menschengruppen unterdrückende und benachteiligende Normen und Werte da. Die Überwindung der autoritären früheren Gesellschaft, die mit den 68er begann, wird inzwischen verabsolutiert. Damit geht die Kritik über das Ziel hinaus und setzt selbst neue autoritäre, diskriminierende und ausgrenzende Normen. Die neue antidiskriminierende Orientierung verkauft sich als progressiv und demokratisch und zwingt der Gesellschaft eine Ideologie und Praxis auf, die all diejenigen diskriminiert, die dem Diktat nicht Folge leisten.

Die Auflösung sämtlicher Rollenvorstellungen und Selbstverständlichkeiten, die Verdächtigung allem Früherem gegenüber, rassistisch, antisemitisch, sexistische etc. gewesen zu sein, entzieht den Menschen die Gewissheit, die ihnen Traditionen und die Geschichte geben konnten.  Die zunehmende Verbannung der bisherigen Werte, Rollen und Normen zwingt die Menschen dazu, ständig in allen Bereichen eigene Entscheidungen zu treffen und ihre Werte selbst zu bestimmen. Das belastet die Menschen und führt zu großer Unsicherheit und zu einer Diffusität innerhalb der Gesellschaft. Viele Menschen sehnen sich deshalb nach klareren Strukturen, nach festgelegten Normen und Rollen, und so mancher würde angesichts des propagierten totalen nur auf sich selbst geworfen Seins eine autoritäre Führung begrüßen. Das wiederum kommt dem Wunsch entgegen, jene Werte und Vorstellungen per Autorität einfach anzuordnen und durchzusetzen – mit Demokratie hat das nichts mehr zu tun.

Dies führt zu Autoritätshörigkeit und Akzeptanz neofeudaler und autoritärer Tendenzen in der Gesellschaft und bahnt den Weg zur Verwirklichung des Great Reset.

Meinungsdiktatur der grünen und „progressiven“ neoliberalen Ideologie

Die im letzten Posting dargestellten ideologischen Vorstellungen des „progressiven Neoliberalismus“ werden inzwischen mit aller Macht in autoritärer und undemokratischer Weise gegenüber der gesamten Bevölkerung durchgesetzt, und zwar ganz offen unabhängig davon, die die Menschen selbst zu diesen Fragen stehen. Manche sprechen sogar von einer grünen Diktatur.     
Einige bezeichnen das, was wir gerade erleben und was uns droht, als grünen Sozialismus, wohl deshalb, weil die Regierenden ihre Machtposition nun in autoritärer Weise gegenüber der Bevölkerung nutzen. (Wobei ärgerlicherweise hier Sozialismus mit autoritärer Regierung und der Durchsetzung der Interessen und Wertevorstellungen einer Gruppe gegen alle anderen gleichgesetzt wird. Auch hier zeigt sich wieder, dass das Wesen einer sozialistischen, antikapitalistischen Perspektive heute von niemand gesehen wird, sondern nur die vergangenen Erscheinungsformen ihrer gesellschaftlichen Praxis gesehen und – sicherlich zu Recht – kritisiert werden).

Und nichts anderes als das, was uns während der so bezeichneten „Corona-Pandemie“ durch die autoritär durchgesetzten „Schutzmaßnahmen“, die Verordnung von Glaubenssätzen und durch das Diktat der Impfstrategie zugemutet – aber von der Mehrheit der Bevölkerung akzeptiert und sogar emotional verteidigt – wurde,  war es, was die jetzige  Situation erst ermöglicht hat:

Hier wurde eine gesellschaftliche Situation geschaffen und durchgesetzt, in der die Mehrheit der Bevölkerung angesichts einer behaupteten und medial permanent geschürten existentiellen Bedrohung für Leib und Leben bereitwillig und ohne zu murren den Anweisungen der Politik Folge geleistet hat, ja sie bereit war, in geradezu religiöser Manier dem Glauben zu schenken, was man ihnen erzählte und gleichzeitig die „Nicht-Gläubigen“ auszugrenzen und sie als Gefahren zu ächten.

Genau dieser politische Schritt hat die Bedingungen ausgelotet und letztlich geschaffen, die erforderlich sind, damit eine Verabschiedung von der Lebensideologie vom  „Höher, Schneller, Weiter- Neoliberalismus“ und vom Glauben an das permanente und endlose Wachstum des eigenen von Wohlstandes in der Bevölkerung möglich wird. Gepredigt und durchgesetzt wird jetzt die Ideologie der neuen Bescheidenheit und Verzichthaltung der Bevölkerung. Versucht wird eine von oben gesteuerte „Diktatur der Vernunft“, eine Diktatur im – wie es den Anschein erweckt und erwecken soll – Interesse der Menschheit.  Offenbar hält man es für nötig und unabweisbar, die Menschen zu ihrem Glück zwingen zu müssen.  

Was hier von langer Hand vorbereitet wird, ist der Great Reset dieser Gesellschaft.

Der Große Reset ist die Strategie, die Weltbevölkerung von dem abzubringen, was man ihr selbst seit Jahrzehnten eingehämmert hat: Dass es immer besser wird, immer schneller wird, immer höher hinausgeht. Genau wie man bisher diese profitfördernde Ideologie und Manipulation hinbekommen hat, genauso glaubt man jetzt, ihrer wieder Herr zu werden und sie aus den Köpfen der Menschen herausschlagen zu können. 
Der Great Reset soll alle Menschen gleich machen, nämlich zu lauter „SelbstunternehmerInnen“ in einer angeblich klassenfreien Welt, in der es keine Arbeitnehmerrechte und keine Arbeitgeberpflichten mehr geben wird. (Was nicht bedeutet, dass im Great Reset das unvergleichlich riesige Vermögen und die daraus abgeleitete Macht der Wenigen etwa nicht erhalten bliebe. Es kann so vielmehr weiter ausgebaut werden.)

Die Vertreter des Great Reset outen sich hier als Saubermänner und -frauen, die  Andersdenkende mit ihren Todschlag-Argumenten unterdrücken, d.h. sie in die Schranken weisen dürfen, weil diese Menschen alle anderen anscheinend bedrohen und gefährden. Das wird zur Folge haben, dass ein eigenes Denken unerwünscht sein wird, dass der Anspruch der Menschheit, selbst über das eigene Leben und über die Geschicke der Mehrheit der Menschen entscheiden zu können ebenso wie  demokratische Rechte und Vorstellungen mit dem Verweis auf die klugen und selbstlosen Herrschenden verweigert und mit den Füßen getreten werden. Aber der alte und neue Kapitalismus wird Trost spenden und Zuversicht vermitteln mit den bewährten Mitteln des Konsums und gleichzeitig eine diffuse permanente Angst unter den Menschen aufrechterhalten, die sie zu Opfern und damit gefügig macht.

Das Ursprungsinteresse des Kapitalismus hat sich dabei sicher nicht geändert. Es dreht sich noch immer um Kapital-Akkumulation, um Profit und auch vor allen Dingen um Macht und darum, sie und den eigenen Reichtum zu erhalten. Hier dürfte auch der eigentliche Grund für diese ideologische Neuausrichtung der herrschenden Klasse liegen: Eine Welt, die aus den Angeln geht, weil man sie selbst vor die Wand gefahren hat, ist auch für die Herrschenden dieser Welt ziemlich wertlos.

Tatsächlich bestehen enge Vernetzungen und Bezüge zwischen den grünen Ideologen und den wirtschaftlichen Vertretern dieser Zukunftspläne, die sich unter Schwab in Davos treffen: .  Dieser Fokus-Artikel klärt darüber auf. Young Global Leaders: Mitglieder und Ziele der Schwab-Freunde | FOCUS.de

Ziele und Wege der neuen grünen und neoliberalen Ideologie

Die neue Ideologie, die uns mit der zurzeit herrschenden Regierung aber ebenso mit den ideologischen Vorgaben aus allen anderen Ecken des gesellschaftlichen „Thinking“ entgegentritt, hat dabei folgende Funktionen:

1.Schaffung einer Bevölkerung in den kapitalistischen Ländern, die einen eher bescheidenes Wohlstandsniveau akzeptiert und einsieht, dass sie bisher über ihre Verhältnisse gelebt hat.            
Dabei werden im Hauruck-Verfahren und nicht sozial verträglicher Weise Veränderungen durchgesetzt. Die eine oder andere Veränderung hat dabei möglichweise durchaus Sinn. Sie aber mit Brachialgewalt durchzusetzen ist ein Affront gegen die eigene Bevölkerung. Und so manche Veränderung ist auch rein ideologisch begründet und dient nur dazu,  das Volk bei Fuß zu halten.                        

2. Schaffung einer Bevölkerung, die außerstande ist, sich gemeinsam gegen ihre Indoktrination und Ausbeutung zu wehren und gegen die Zumutungen, die ihnen auferlegt werden.              
Das kann gelingen, wenn Menschen verlernen, sich als Gruppe gemeinsam Betroffener zu solidarisieren und zu organisieren. Die gegenwärtige Situation ist bereits jetzt dadurch gekennzeichnet, dass trotz einer Vielzahl von einzelnen Gruppen kritischer Mitbürger Innen der Versuch, gemeinsam und organisiert gegen die Zumutungen anzugehen, nur ansatzweise stattfindet.     
Um das noch weiter und unumkehrbar zu erreichen, wird versucht, bestehende soziale Strukturen und Sicherheiten infrage zu stellen und aufzulösen. Das geschieht bei gleichzeitiger verbindlicher Vorgabe von zu akzeptierenden Wahrheiten und Meinungen durch die Herausbildung eines Meinungsmonopols und wird begleitet von der Erlaubnis, sich gegen Andersdenkende abzugrenzen im Bewusstsein, nur selbst auf der richtigen Seite zu stehen. Letztes geht so weit, dass inzwischen die Äußerung von Meinungen, die vom verordneten Mainstream abweichen, als Volksverhetzung und damait als Straftat verfolgt und bestraft werden.

Aber die „Soziale Frage“, die sich mit dem Beginn der Industrialisierung stellte und im Kapitalismus den Widerspruch zwischen diesen Klassen markiert, war immer und ist auch heute nicht eine Frage von sozialdemokratischer Ausgleichpolitik und auch nicht von christlicher Nächstenliebe. Wenn die Ursachen für die Armut, die Ausbeutung, die Ungleichheit nicht in den Blick genommen werden, bleibt von dem Versuch, die „Sozialen Frage“ zu lösen,  nur mehr der Versuch übrig, gute Menschen zu sein.

Durch dieses Verwirrspiel, die irrige Behauptung, der progressive Neoliberalismus und die grüne Ideologie seien linke Bewegungen und die Verbreitung der These, dass die neue Ideologie sich letztlich durchaus mit einer linken Orientierung im Sinne einer Veränderung der kapitalistischen Welt verbinden lasse, gerät die Vorstellung einer tatsächlich sozialistischen Gesellschaft, ja schon die Beschäftigung mit der Frage danach, wie diese denn aussehen könnte und erreichbar wäre, in Misskredit.

 Aber das wundert nicht: Der Antikommunismus ist nach wie vor einer der Hauptanliegen des Kapitalismus. Kein Wunder, denn alle andere Kritik ist systemimmanent und arrangiert sich mit ihm.

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Die Woke-Religion und ihre Funktion

(Mohrenstrasse – darf ich dieses Wort überhaupt noch hinschreiben?

Die gerichtliche Entscheidung ist da:

Die Klage von Anwohnern gegen die Umbenennung wurde vom Gericht aus verwaltungsrechtlichen Gründen zurückgewiesen. „Der Bezirk sei zuständig für die Straßennamen, das ergebe sich aus dem Straßengesetz“ (Zitiert nach t-online, 7.7.23).

„Die Kläger hatten bemängelt, dass das Bezirksamt sie nicht ausreichend an dem Verfahren beteiligt habe“ (ebenda).
Der Vertreter des Bezirksamtes „hat erklärt,“die Prinzipien der repräsentativen Demokratie seien alle eingehalten worden“ (Berliner Zeitung 7.7.23) Der Richter stellte fest: Die Anwohner „hätten Beschwerden eingereicht, der Bezirk habe sie abgelehnt.“ Rechtlich sei das eine Form der Beteiligung (rbb24.de 6.7.23).

Die historischen und politischen Fragen, so der Richter, hätten bei der Entscheidung keine Rolle gespielt: „Bei Straßennamen,“ so der Richter, sei „das öffentliche Interesse wichtiger als die Anliegen privater Personen“( t-online 7.7.23).

Welches öffentliche Interesse meint er?

Der Richter Peters lässt uns wissen:
„Andererseits gebe es einen sprachlichen Wandel in weiten Teilen der Gesellschaft, der „Ausdruck der Änderung des Zeitgefühls sei“ (rbb24.de 6.7.23)

Ist das, was die Verwaltung im Auftrage der politischen Auftraggeber einfach umsetzt, das öffentliche Interesse? Und sind Bürger dieses Staates, die etwas nicht akzeptieren, was er macht, nur noch irgendwelche uninteressanten privaten Personen? Immerhin waren die BürgerInnen, die sich aktiv für die Umbenennung einsetzten, keine privaten Personen, sondern zivilgesellschaftliche, richtunggebende Aktivisten….

Im Sender MDR Kultur höre ich heute früh bei Frühstück diese Meldung ein zweites Mal.
Und obwohl spätestens, seit der Journalist Götz Aly darüber informiert hat, dass die Straßennamensgebung vor 300 Jahren keineswegs rassistische, sondern vielmehr wertschätzend gemeint war, und obwohl sich das Gericht geschickt aus der Affäre gezogen hat und inhaltlich nichts dazu äußerte, wird die nun beschlossene Umbenennung vorbehaltlos begrüßt. Es folgt ein langer, detaillierter Bericht über eine „zufällig“ in der Mohrenstraße gestern stattgefundene künstlerische Inszenierung, in der die Umbenennung und wokes Gedankengut gefeiert und umjubelt werden.

Während ich diese farbenfrohe, hoch emotionale und symbolisch aufgeladene Schilderung höre, steigen merkwürdige Assoziationen in mir auf. Geht es hier um die Anbetung neuer Götter? Handelt es sich um eine religiöse Feier?

Warum werden diese ideologischen Vorstellungen mit dieser religiösen Inbrunst vorgetragen und vorgeführt? Man bekommt den Eindruck, dass hier verkündet wird: „Nur die fremden Kulturen sind es wert, geschätzt zu werden. Wir stehen in Demut und mit großen Schuldgefühlen vor ihnen.“

Aber es ist doch ganz anders:

Die Woke-Bewegung selbst hat für mich arrogante und besserwisserische Züge, von Demut keine Spur: Man denke nur an den Ausrutscher unserer Außenministerin, die an den afrikanischen Staat Nigeria die von Engländern geraubten und in Deutschland gelandeten Bronze-Statuen zurückgibt, der sie dann an die eigentlichen Privat-Besitzer weitergibt, Oba von Benim, König Ewuare II, der Vertreter für den früheren afrikanischen Staat Benim, der selbst maßgeblich Sklavenhandel betrieb (vgl. Wikipedia 7.7.23 „Das Königreich entwickelte sich (neben der Goldküste und der Bucht von Biafra zu einem der Hauptzentren des Sklavenhandels mit den Europäern. Reiche wie Benin (aber auch Dahomey) entwickelten sich zu Sklavenumschlagplätzen zwischen den inneren Gebieten Afrikas und den Sklavenmärkten an der Küste. Man schätzt heute, dass im Zuge des Sklavenhandels insgesamt 13 Millionen Menschen allein von den Küsten Westafrikas deportiert wurden, wovon ein nicht unbedeutender Teil auf Benin entfällt. Handelsnotizen zufolge wurden aus diesem Gebiet im 18. Jahrhundert jährlich etwa 35.000 Sklaven verschifft. Wichtige Direktabnehmer waren Portugiesen, Briten, Niederländer, Spanier und Franzosen“.

Offensichtlich wissen wir besser als die Betroffenen, welche Schmach wir ihnen angetan haben und wer dabei mitgewirkt hat und wer nicht.

Vielleicht sollte man Aussagen über und Beurteilung des erlittenen Unrechtes lieber den Betroffenen selbst überlassen und dann auf Augenhöhe ihre Vorwürfe entgegennehmen und in ihrem Sinn das Geschehene wiedergutmachen.  

Noch wichtiger aber wäre, die Augen für das zu öffnen und das anzuklagen, was heute passiert – und scheinbar niemanden innerhalb dieser Bewegung stört:

Ich empfinde die inszenierte Demut und Selbstbezichtigung, die mit dem Feiern der fremden Kulturen einhergeht, nicht nur als selbstzerstörerisch (mir kommt es vor, wie die im Mittelalter bestehende Tradition der „Büßer“ sich selbst zu geißeln und dabei offenbar Gefallen und Befriedigung zu finden), sondern auch hin hohem Maße verlogen.

Warum sehen die AnhängerInnen der Woke-Bewegung wie die gebannten Kaninchen auf die kolonialen Verfehlungen der westlichen Welt von 300 Jahren?

 Wollen sie sich und alle anderen damit von den arroganten und menschenfeindlichen, neokolonialistischen Tendenzen der gegenwärtigen westlichen Welt gegenüber den sogenannten Dritte Welt Ländern ablenken?

Oder wissen sie gar nicht, oder wollen sie einfach lieber nicht wissen,

  • dass die westliche Welt mit ihrer Wirtschaft und Politik maßgeblich dazu beigetragen hat, dass Menschen zum Beispiel ihre afrikanische Heimat verlassen möchten (müssen), weil sie dort keine Zukunft für sich sehen?
  • dass die westliche Welt mit ihrem neoliberalen, globalen Kapitalismus und ihrer verlogenen Entwicklungshilfe in den letzten 50 Jahren die Lebensgrundlagen dieser Länder weitgehend zerstört haben?
  • dass der aktuelle Ruf nach mehr hochausgebildeten MigrantInnen für unser Land nichts ist als eine Kolonialisierung der wissenschaftlichen und technologischen Kapazitäten dieser Länder, die ihre besten Leute an den Westen abtreten (müssen).

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Stehen wir etwa vor dem Ende des Kapitalismus?

„Jetzt ist der Kapitalismus endlich am Ende“, sagte mir neulich ein Freund. Ich fragte erstaunt, warum er zu diesem Schluss käme.

„Wir wissen doch schon lange, und du weißt es doch genauso gut wie ich, dass es so nicht weitergehen kann. Wir leben in einer Welt, die mit vollen Händen ihre Reichtümer verschleudert und ihre eigenen Lebensbedingungen versaut. Es muss sich schon lange etwas ändern. Darauf hoffen wir doch alle! Und offenbar ist jetzt der Moment gekommen, wo auch die Wirtschaft einsieht, dass sich etwas grundlegend ändern muss und unterstützt dieses Verlangen vieler Menschen nach einer neuen, lebenswerten und menschenwürdigen Welt. Ich habe den Eindruck, dass auch bei ihnen angekommen ist, dass das „Höher, Schneller, Weiter“, mit dem sie uns Jahrzehnte lang durch unser Leben gehetzt haben, so nicht mehr weiter geht. Es ist doch erstaunlich, dass sich seit einiger Zeit Wirtschaftsunternehmen, große Konzerne, wichtige Persönlichkeiten aus der Wirtschaft für Umweltschutz einsetzen und für erneuerbare Ressourcen plädieren.“

Ich sah meinen Freund an und konnte in dem Moment nichts anders sagen als: „Glaubst du das wirklich?“

Er war verschnupft. „Was heißt hier glauben“, murrte er. „Das sind doch Fakten. Es gibt sogar Milliardäre, die freiwillig höhere Steuerabgaben für sich verlangen, um mit ihrem Geld der Welt zu helfen. Und wie viele Konzerne haben sich inzwischen Klimaziele gesetzt und sich der Verfolgung jeder Diskriminierung verschrieben. Sowas hat die doch früher gar nicht interessiert.“

„Das entspricht den Tatsachen“, stimmte ich ihm zu. „Ich frage mich nur, warum sie das tun. Meinst du, der Kapitalismus ist plötzlich humanistisch geworden?“

„Ich denke, der Kapitalismus ist vorbei. Die Gefahren für die Menschheit sind zu groß und die führenden Wirtschaftskreise sind endlich zur Vernunft gekommen. Auch sie können es ja nicht wollen, dass unsere Welt vor die Hunde geht.“

Der Traum von einer neuen, besseren Welt nach Corona

Ich kenne solche Gedanken und Argumente schon lange. In der Coronakrise sind sie mir zum Beispiel häufig in meinem Berufsfeld, der Sozialen Arbeit begegnet. Viele meinten damals, dass die Coronalage die vorhandenen gesellschaftlichen Probleme überdeutlich hätten werden lassen und dass die Menschen daraus lernen würden. Sie erwarteten ernsthaft, dass nach Corona eine andere, bessere Zeit anbrechen könnte. Ich habe das immer für Unsinn gehalten. Denn selbst wenn irgendwer zu Vernunft kommen sollte und sich zum Beispiel dafür einsetzen würde, dass wieder eine Jugendhilfe gemacht wird, die nicht nur Fälle von Kindeswohlgefährdung verfolgt und ahndet, sondern die sich zur Aufgabe setzt, für das Wohl unserer Kinder und Jugendlichen zu sorgen, selbst dann wäre ja überhaupt nicht das Geld für solche Pläne da. Denn zum einen war Corona teuer und hat die wirtschaftliche Lage sehr verschlechtert. Zum anderen ist die Soziale Arbeit immer mit zuerst betroffen, wenn unser Staat meint, Geld sparen zu müssen.

Und wer sehen konnte, der hat schon während der Corona-Zeit erkennen können, dass der Neoliberalismus jetzt nicht etwa weggedrängt wurde. Er hat sich gerade in dieser Zeit in mancher Hinsicht vielmehr verstärkt und beschleunigt:

  • Die plötzliche „Notwendigkeit“, menschliche Kontakte nur noch mit Distanz zu vollziehen, hat der Digitalisierung einen gewaltigen Schub verpasst und einer unaufhaltsamen, unkontrollierten und unkontrollierbaren Überwachung Vorschub geleistet,
  • Durch die Corona-Maßnahmen hat sich zudem der Bruch in der Gesellschaft zwischen den Reichen und dem Rest weiter verschärft und auch auf die mittleren Schichten übergegriffen…
  • Die Superreichen in dieser Welt sind noch reicher geworden. Die Gewinne, die die Pharmakonzerne und andere Industriezweige in und durch die Corona-Maßnahmen machen konnten sind riesig.

Nein, man kann wirklich nicht davon reden, dass sich der Neoliberalismus seit oder gar durch Corona zurückgezogen hätte.

Wir treten nur in eine neue Phase des Kapitalismus und Neoliberalismus ein
Die Macht der herrschenden Kapitaleigner, die Vermarktlichung von allem, sowie das Streben und Durchsetzen von Profit bleiben nicht nur unangetastet, sie sind aktiver denn je, verstecken sich aber jetzt hinter den angeblich im Interesse der Menschheit vorherrschenden Themen Klimawandel, Kampf gegen vermeintliche Rechte, Verfolgung und Ächtung Andersdenkender, die den demokratischen Staat angeblich bedrohen, Gendern, Verteidigung der sogenannten westlichen Werte, etc.

Nur ein Beispiel: Seit Corona wird viel über die Krise unseres Gesundheitssystems diskutiert, Reförmchen werden auf den Weg gebracht… aber die eigentlichen Ursachen für unser marodes Gesundheitssystem, nämlich die Privatisierung,  die Abschaffung der gesellschaftlichen Vereinbarung, dass das Gesundheitswesen (wie alle gesellschaftlichen Bereiche, die sich um das Wohl von Menschen kümmern) ein Non-Profit-Bereich zu sein hat, der weder Profite abwerfen noch wie ein Industriebetrieb betriebswirtschaftlich geführt werden kann –  daran rühren sie mit keinem Gedanken. Die Reichen werden immer reicher, die Schere geht immer weiter auseinander, wir stürzen von einer Finanzkrise in die nächste und unsere Regierung stützt die maroden Banken mit unseren Steuergeldern…. Nein es hat sich an den kapitalistischen Grundlagen unseres Gesellschaftssystems nichts geändert.

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Wer war und ist Bandera? Eine halbe Wahrheit wird verkündet…

Gestern berichtete die Berliner Zeitung über einen „Eklat“ beim CSD in München.

Der Journalistin Valeria Forshayt schreibt: „Der schwule Sänger Mélovin wurde beim Christopher Street Day bejubelt. Doch nun distanzieren sich die Veranstalter von seiner Verherrlichung eines radikalen Faschisten.“
Immerhin denke ich.
Was aber an der Sache für mich merkwürdig und bedenklich bleibt:

???? Wieso merkt die Veranstaltungsleitung erst nach 5 Tagen, was der Herr da tatsächlich und nicht angemeldet von sich gegeben hat? Waren die Veranstalter gerade verreist? Könnte es sein, dass sie dieser Auftritt auch nicht gestört, wie die Zuschauer eben, und dass sie erst jetzt, nachdem man sie darauf aufmerksam gemacht hat, ihren Fehler eingestehen müssen? Immerhin hat der Herr Bandera zig tausende von Juden auf dem Gewissen. Da muss man in Deutschland schon aufpassen, dass man solche Leute nicht zu positiv sieht, das könnte ins Auge gehen. (Wären es Russen gewesen, könnte man das vielleicht heute tolerieren? Wer weiß?)

???? Wieso wird hier von einem „Eklat“ gesprochen.
Die Berichterstattung direkt nach dem CSD machte klar, dass niemand der Anwesenden protestierte, sondern die Masse begeistert mitsang, beziehungsweise in den Ruf „Wir werden für die Ukraine kämpfen“ ausgebrochen ist.
Der fast noch größere Skandal, als dass dieser Mensch hier in unserem Lande einen Hitlerfreund öffentlich und umjubelt verehren kann, ist, dass die Menschen hierzulande ihm und dem was er sagt, blind vertrauen. Es wird ihnen von unseren Medien und unserer Regierung vorgemacht.
Den Balance Akt aber, den in der Ukraine insbesondere im Kontext des derzeitigen Krieges hoch verehrten Faschisten Bandera als solchen anzuprangern und gleichzeitig aber alles, was in der Ukraine geschieht, gesagt und gemacht wird, vorbehaltlos unterstützenswert und toll zu finden – den muss man erst mal hinkriegen.


Einen wesentlich kritischeren und nicht halbherzigen Artikel über diesen Vorfall findet man hier.

In der Berliner Zeitung dagegen wird etwas kritisch angemerkt, aber gleichzeitig wird die Wahrheit vertuscht:
In Deutschland wird seit Jahr und Tag verschwiegen, welche Rolle das Andenken des hier eindeutig als aktiver Faschist im 2. Weltkrieg enttarnte Mann in der Ukraine heute spielt. Faschistische Symbole dort werden als folkloristische Schmuckzeichen verharmlost. Behauptet wird, dass die Faschisten in der Gesellschaft und der Regierung keine Rollen spielen. Die Legende vom Väterchen Bandera wird hingenommen als rührendes Zeichen der Heimatliebe dieses Landes.
Warum wird in dem oben zitierten Artikel nur zugegeben, dass Bandera ein Faschist war. Warum wird nicht deutlich ausgesprochen, dass in seinem Sinne und Andenken heute in der Ukraine sein Gedankengut verteidigt und geteilt wird und seine Taten verherrlicht werden. Was zum Beispiel in der Ukraine den russischen Bürgern seit dem Maidan in den Gebieten, die später von Russland besetzt wurden ,von ukrainischen Faschistengruppen in der Zeit von 2014 bis zum Beginn des Krieges angetan wurde: Keiner spricht darüber. War „Väterchen Bandera“ eben ein guter Faschist, weil er auch ein Nationalist war?
In Deutschland macht man sich in die Hose vor den Wählern der AfD, weil sie nach Meinung unseres Verfassungsschutzes als rechtsradikal eingestuft werden. Aber man paktiert offen, um nicht zusagen begeistert mit Faschisten, die in der Ukraine sehr wohl in Regierungspositionen sind und einen großen Einfluss ausüben, findet nichts dabei, sich mit ihnen händeschüttelnd fotografieren zu lassen, ..

Welche Verlogenheit!

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Geschützt: Feminismus, das Große I und das Gendern     

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Frauen-Emanzipation – erledigt?

„Frauenemanzipation? Mama, das ist doch heute nicht mehr das Thema“, sagt meine Tochter.

Stimmt das? Mir fällt in der letzten Zeit schon auf, dass immerfort Namen von Frauen fallen, wenn es um die Leitung von Einrichtungen und Institutionen geht, vor allem im kulturellen aber auch in anderen Bereichen. Das ist neu.       

In den Medien bemühen sie sich um ein neues Frauenbild. In den Fernsehkrimis werden seit Jahren immer auch Polizistinnen gezeigt, oft auch als leitende Kommissarinnen. Hier wird sogar ihre andere, eben weibliche Leitungsfähigkeit hervorgehoben. Ich bin mir nicht sicher, ob das die Wirklichkeit in den Polizeiwachen widerspiegelt. Man hätte es gern. Gleichberechtigung zu demonstrieren ist eben in.

Aber sie ist auch bei uns immer noch mehr ein Wunsch als die Wirklichkeit. Der Bericht der Gleichstellungsstelle der Landeshauptstadt München von 2020 z.B. stellt fest:

Frauen verdienen auch heute noch deutlich weniger

„Frauen verdienten 2017 in Deutschland 20,8% weniger als Männer, in Bayern waren es sogar 25,0% und in München 25,8%. Hier wirkt sich aus, dass die Verdienste in München insgesamt höher als im Bundesdurchschnitt sind. Je höher das Qualifikationsniveau, desto höher der Gender Pay Gap. Beim Gender Pay Gap gehört Deutschland im europäischen Vergleich zu den Schlusslichtern. Nimmt man die sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten in den Blick, befinden sich Frauen überproportional häufiger als Männer im Niedriglohnbereich. Umgekehrt: Je höher das Einkommen, desto weniger Frauen sind vertreten.“

Dass Frauen noch immer in Leitungspositionen unterrepräsentiert sind und in vielen gesellschaftlichen Bereichen eine geringere Rolle spielen, wird sicher kaum jemand bestreiten. Aber zumindest in bestimmten Bildungsschichten hat sich hier schon einiges getan, sowohl, was das Selbstbewusstsein von Frauen betrifft, als auch, was das Bemühen der Gesellschaft betrifft, ihnen gleiche Chancen wie Männern zu geben.
Ich denke, es gibt trotzdem immer noch verdammt viel zu tun in Sachen Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit von Frauen und Männern.

Also was ist: Sind die Frauen gesellschaftlich wirklich gleichberechtigt? Manche vielleicht: die, die gute Jobs haben, eine bessere Bildung. Aber noch immer verdienen Frauen im Schnitt in Deutschland deutlich weniger als die Männer.
So mancher Mann protestiert übrigens inzwischen lautstark, dass jetzt er angesichts bestimmter Frauenfördermaßnahmen unterdrückt und zurückgestellt würde. Und da frage ich mich ehrlich gesagt, wieso Vertreter der bisher und über Jahrhunderte hinweg privilegierten Hälfte der Menschheit es wagen, sich zu echauffieren, wenn die andere Hälfte endlich und immer noch zaghaft genug versucht, ihre Rechte auf Gleichberechtigung einzuklagen? Das ist frech!

Die Sorgearbeit bleibt Frauenarbeit

Aber o.k. Frauen und Männer sind gleichberechtigt sein. Gleich sind sie allerdings nicht. Gleich ist vor allem auch nicht nicht, was die Natur von ihnen einfordert. Und das hat Folgen.
Wenn ich z.B. sehe, was eine schwierige Schwangerschaft für eine Frau bedeuten kann, möchte ich den zum Teufel wünschen, der den Frauen allein diese Aufgabe zugewiesen zu hat. Der Freund meiner Tochter fühlte sich vom Erleben der Schmerzen und Beschwerden seiner schwangeren Freundin überfordert und konnte am Anfang der Schwangerschaft überhaupt nicht begreifen, warum dieser Zustand sich ständig wiederholte. Jede anständige Krankheit ist doch auch irgendwann mal vorbei!

Meine Tochter und ihr Partner sehen erfreulicherweise der kleinen Tochter mit gleicher Freude entgegen und auch der Mann scheint voll von diesem zukünftigen Ereignis erfüllt. Als ich noch sehr jung war, so in den 60gern, da hat mich der Anblick eines einen Kinderwagen schiebenden Mannes vor Begeisterung vom Hocker gehauen. Das ist vorbei. Sowas ist heute eher selbstverständlich. Ich möchte sagen, in gebildeten Kreisen vermutlich am meisten…

Meine Tochter und ihr Partner planen natürlich eine partnerschaftliche Kinderbetreuung und -Erziehung. Sie werden sich die Aufgaben nach Möglichkeit teilen und der Freund ist auch voll bereit dazu. Das ist schon schön, zu sehen, wie selbstverständlich das heute gehandhabt wird. Sie wird nicht betteln müssen, dass er das Kind wickelt oder vom Kindergarten abholt oder mit ihr spielt, ihr den Brei gibt und das auch noch dann, wenn der erste Begeisterungstaumel bei ihm verflogen ist. So hoffe ich wenigstens. Aber er wird 8 Stunden am Tag arbeiten müssen. Er wird zwar die Vaterschaftsurlaubs-Zeiten in Anspruch nehmen, aber davor und danach?          
Und wie in alten Zeiten wird auch hier die Frau kürzere treten, nur halbtags oder gar nicht oder wenigstes in einem Job arbeiten, der sie nicht über die Maßen fordert, der aber auch nicht den Zugang zu einer beruflichen Karriere ebent.   
Gestern hörte ich im Fernsehen Ratschläge, wie ein Paar die Rentennachteile der Frau ausgleichen kann, wenn sie länger als bis zum vollendeten dritten Lebensjahr eines Kindes nicht wieder arbeitet. Der Mann kann dann von seinem Einkommen für sie Rentenbeiträge nachzahlen. Das bedeutet: Die Verwirklichung von Gleichberechtigung wird auch im finanziellen Bereich auf die Individuen verschoben. Warum fühlt sich hier der Staat nicht verantwortlich? Ist das Kinderkriegen nicht im Interesse der Gesellschaft? Warum fängt der Staat solche Ungerechtigkeiten nicht auf und überlässt die Lösung den Paaren bzw. schickt die Frauen in den sozialen Absturz. Noch immer hängt der Hauptteil der sorgenden Tätigkeiten in einer Familie an den Frauen. Und es gibt weitaus mehr alleinerziehende Frauen als Väter. Das Schicksal des Alleinerziehens korreliert sehr hoch mit Armut.

Frauen sind nicht bessere, sondern gleichwertige Menschen

Dass Frauen in ihren kognitiven und sozialen Fähigkeiten den Männern durchaus das Wasser reichen können, hat sich längst herumgesprochen. Eine Frau van der Leyen quasi an der Spitze Europas, eine ewig alles aussitzende Alt-Kanzlerin, höchste Posteninhaberinnen in der Weltwirtschaft, sie alle machen deutlich, dass Frauen auch solche Aufgaben sehr wohl meistern können. Dabei zeigt sich allerdings, dass sie in diesen Funktionen wenn es zum Beispiel um Kriegstreiberei und um Härte gegenüber verschuldeten Staaten geht, ihren männlichen Kollegen in nichts nachstehen.  Leider …. Aber es geht bei dem Kampf der Frauen um Gleichberechtigung ja nicht darum, dass Frauen etwa die „besseren Menschen“ wären. Es geht vielmehr darum, dass sie gleichwertige Menschen sind und auch so behandelt und gewürdigt werden wollen.         

Gewalt gegen Frauen

Die Frage nach der Gleichwertigkeit von Männern und Frauen bekommt eine gewisse Spannung durch die unveränderbare Tatsache, dass Frauen trotz kognitiver, sozialer und emotionaler Gleichwertigkeit rein körperlich in der Regel die Schwächeren sind. Sie sind gegenüber Männern körperlich die Unterlegenen und damit prinzipiell ungeschützt. Im Kampf der Geschlechter spielt die Gewalt von Männern gegenüber Frauen eine große Rolle, denn hier können Männer von vorneherein auf ihre Überlegenheit und ihre Durchsetzungsfähigkeit zählen. Auch heute gibt es mehr als genug Gewalt, die speziell von Männern gegen Frauen gerichtet ist: Gewalt in der Beziehung, sexuelle Übergriffe, Vergewaltigungen, Demütigungen, Vermarktung, Versklavung….  Fälle, in denen Männer die Opfer von Frauengewalt sind gibt es auch. Aber sie stehen zahlenmäßig in keinem Verhältnis zur Gewalt gegen Frauen. Dennoch schreien Männer nicht selten: „Wir werden genauso geschlagen“. Ja, was den konkreten Fall betrifft ist das sicher genauso schlimm. Aber insgesamt gesehen ist das ein deutlich seltener auftretendes Phänomen.
Der oben genannte Bericht stellt fest:
Von 2012 bis 2018 gab es in München einen Anstieg einfacher Körperverletzung im Rahmen von häuslicher Gewalt in München von 118,2 Opfern auf 131,6 Opfer auf 100.000 EinwohnerInnen. Die Tatverdächtigen waren etwa zu 80% Männer und die Opfer zu 80% Frauen.“

Frauen als Opfer sexueller Gewalt

Wenn es um sexuelle Übergriffe geht, sieht es ähnlich aus:
So gab es 2018 in München auf 100 000 EinwohnerInnen 81, 8 Straftaten gegen die sexuelle Selbststimmung . „Der Anteil der männlichen Tatverdächtigen ist in diesem Zeitraum (von 2016 bis 2018) von 80% auf 94,6% gestiegen. Bei den Opfern ist der Anteil der Männer von 16,1% auf 10,0% gesunken. Demzufolge sind die Täter von Verstößen gegen die sexuelle Selbstbestimmung überwiegend Männer und die Opfer überwiegend Mädchen und Frauen.“

Die Me-Too Bewegung hat gezeigt, wie häufig kleine und größere sexuelle Übergriffe passieren und für wie harmlos, wie selbstverständlich, ja sogar wie „nett gemeint“ sie von Männern eingeschätzt werden. Und sie hat gezeigt, dass die Frauen sich der Entwürdigung dieser Erfahrungen erst bewusstwerden oder sich erst erlauben, sie bewusst wahrzunehmen, wenn andere, berühmte, anerkannte Frauen ihrerseits ihre Erfahrungen anprangern.        
Sicher ist diese Bewegung nicht frei von Trittbrettfahrerinnen, die ins Rampenlicht wollen, von Leuten, die damit Geld machen wollen und sie ist auch nicht frei von Versuchen, konkreten Männern nachhaltig Schaden zuzufügen. Aber sie trifft nun mal ins Schwarze:
Die Selbstverständlichkeit, mit der Mann einer fremden Frau an den Po greifen kann, ihr auf den Busen starren darf, wenn sie beide eigentlich ein sachliches Gespräch führen, ihr zweideutige Komplimente machen kann, die sie nicht haben will, seinen Arm um sie legt und ihren Widerstand als Einverständnis interpretiert, all das empört mich nach wie vor. Die Männer behaupten, das sei doch nett gemeint, das seien doch anerkennende Komplimente für die Frau. Ich bin sicher, dass sie das auch wirklich so sehen. Aber das entschuldigt sie kein bisschen. Sie sehen es so, weil sie vor Frauen weniger Achtung und Respekt haben als vor Männern. Weil sie es normal finden, eine Frau in erster Linie als sexuelles Wesen zu betrachten. Und dagegen verwahre ich mich. Wenn Frau – und sei es im Kabarett oder im Lied die Rollen mal umdreht, also verbal den Mann zu ihrem Opfer oder Spielzeug macht, reagieren Männer peinlich berührt. Aber ihnen doch nicht!

Ich weiß nicht, welche Sorte von Männern mich mehr dabei ärgert: die „Täter“ solcher Unarten (von den wirklichen Gewalttaten muss ich hier nicht reden) oder die Männer, die unsere Aufregung darüber albern finden. Sie nivellieren die Provokation, die dieses Verhalten für uns Frauen bedeutet, sie verharmlosen die Tatsachen. Sie finden nichts dabei und bezeichnen unsere Wut und Empfindlichkeit als prüde. Und wenn mich als Frau der Bericht über eine erneute Massenvergewaltigung erschüttert und innerlich klein und hilflos macht, sprechen solche Männer über dieses Ereignis wie über ein „normales Vergehen“, wie über einen Einbruch, einen Betrug, eine Steuerhinterziehung. Ich fühle mich in solchen Situationen ungeschützt und ausgeliefert.

Frauen sind oft Opfer von „hate-speech“ im Netz

Es gibt auch nicht wenige Männer, die sich durch emanzipierte Frauen und Bewegungen der Gesellschaft zur Gleichberechtigung von Frauen zurückgesetzt, entmachtet und gedemütigt fühlen. Das zeigt sich zum Beispiel an dem Untersuchungsergebnis über die Häufigkeit von Hassreden und digitaler Gewalt im Netz gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen, das der oben genannte Bericht vorstellt. Von über 7000 TeilnehmerInnen einer on-line-Befragung gaben 40% an, dass sie „hate-speech“   im Netz gesehen haben. Davon ist nach ihren Beobachtungen die Gruppe der Frauen in höherem Maße betroffen als zum Beispiel die Gruppe der Homosexuellen und der Transsexuellen Menschen oder der Juden, der Sinti usw. Das Merkmal Frau bezieht sich im Vergleich zu allen anderen genannten Merkmalen Betroffener nicht auf eine Bevölkerungsgruppe mit besonderen ethnischen, gesellschaftlichen oder körperlichen Merkmalen, sondern ganz schlicht und pauschal auf das gesamte Geschlecht.  

Der Bericht zitiert den deutschen Juristenbund: „Hass im Netz hat eine Geschlechterdimension. Wo Frauen sich im Netz öffentlich oder gar politisch äußern, riskieren sie sexistische Anmache, pornografische Pöbeleien und Vergewaltigungsdrohungen. Das Netz erweist sich vielfach für Mädchen und Frauen als ein Raum, in dem sie beschämt und bedroht werden, und aus dem sie verdrängt werden sollen.“

Ein wichtiges Anliegen der Frauenbewegung ist es, dass frau in der Gesellschaft sichtbar wird, dass sie nicht einfach unter ferner liefen untergeht. Damit komme ich auf das große I. Dazu mehr beim nächsten Mal.

Quellen:

Landeshauptstadt München, Gleichstellungsstelle für Frauen: Bericht Gleichstellung von Männern und Frauen, Daten-Analysen-Handlungsbedarf 2020, Aufruf: 2.5.23

Deutscher Juristinnenbund (2019). Diskussion: Mit Recht gegen Sexismus und Hate Speech. https://www.djb.de/Veranstaltungen/2019/191104_Veranstaltung. Aufruf 2.5.23

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Geschützt: Was steckt wirklich hinter dem Angriffskrieg?

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So fing es an- eine erschütternde Entdeckung

Die Frage danach, wie es damals war, als sich in Deutschland der Nationalsozialismus etablierte, lässt mich nicht los. Meine beiden Eltern waren in dieser Zeit Jugendliche und engagierten sich beide in der katholischen Jugend ihrer Heimatstädte Gelsenkirchen und Dresden. Sie waren in diesem Kontext bis zum Kriegsende mehr oder weniger aktiv im Widerstand. Davon haben sie mir viel erzählt.

Widerständige Jugendbewegung im Nationalsozialismus

Ein Lied war mir eingefallen, das meine Mutter oft gesungen hat und das in ihrer Jugend eine große Rolle gespielt haben muss: „Strom der Schwere“, hieß dieses Lied, eine Hymne an den Fluss Elbe. Ich fand das als Kind immer merkwürdig, denn sonst wurde doch immer nur der Vater Rhein besungen. Niemand außer mir kannte dieses Lied in meinen Kreisen und ihm haftete für mich immer der Geruch von etwas Verbotenem oder Geheimnisvollen an. War das ein Lied der widerständigen Jugend in der Hitlerzeit, fragte ich mich jetzt. Haben meine Eltern dieses Lied deshalb geliebt? Mir selbst kam es – wegen des, wie ich es empfand schwülstigen Textes – eher ein wenig kitschig vor.

Google klärte mich auf:

Das Elbelied „Strom der Schwere“ galt tatsächlich als Erkennungszeichen verfolgter bündischer Gruppen im Dritten Reich, z. B. der sogenannten Südlegion. Dieser   Jungenbund Südlegion war damals vor allem in  Berlin aktiv, ein kleiner, kulturell einflussreicher Verband der Bündischen Jugend. Die Südlegion entstand 1932 durch den Austritt des „Tahoe-Rings“ aus der Ringgemeinschaft Deutscher Pfadfinder. 1934 löste sich die Südlegion offiziel auf, um der Eingliederung in die Hitler-Jugend zu entgehen. Dennoch wurden unter Leitung ihres Bundesführers Rudi Pallas weitere Großfahrten durchgeführt. Der Gruppenstil von Tahoe-Ring und Südlegion unterschied sich stark von dem anderer bündischer Gruppen der 1930er Jahre, die häufig nur die Pädagogik der „Härte“ kannten. Der Wahlspruch des Tahoe-Rings war: „Birg in kälte silberner lilie der rose rote glut“.

Mein Gott, dachte ich, kitschiger geht’s wirklich nicht. Aber immerhin nicht Blut und Boden! Ich las weiter:

„Vor diesem Hintergrund beschäftigte sich die Südlegion intensiv mit Literatur, Kunst und Philosophie. Enge Kontakte bestanden zum Beispiel zu den Schriftstellern Jean Giono, Ernst Wiechert, Hans Carossa und André Gide. Eines der Ideale der Südlegion war der Hellenismus. Sie öffnete sich dem Liedgut anderer Völker, das sie auf Fahrten in den Süden Europas kennengelernt hatte. Ganz dem bündischen Denken mit seinen Vorstellungen eines Lebens- und Männerbundes verpflichtet, basieren viele der in der Südlegion entstandenen Lieder auf Texten, die aus dem Kreis um den Schriftsteller Stefan George stammen (unter anderem das auch als „Lied der Weißen Rose“ bekannt gewordene Lied „Schließ Aug und Ohr für eine Weil“ von Friedrich Gundolf).“

Aha, dachte ich, also wirklich ein Lied aus dem damaligen Widerstandskreisen.

Der Dichter des Liedes „Strom der Schwere“, so las ich weiter, war ein Friedrich Schnack, „ein deutscher Dichter, Schriftsteller und Journalist, geboren 1888 und gestorben 6. März 1977 in Westdeutschland. Schnack war 1941 Teilnehmer am Weimarer Dichtertreffen, bei dem die Europäische Schriftsteller-Vereinigung gegründet wurde.         
Erfolgreicher als mit seiner Lyrik war Schnack mit seinen zahlreichen Erzählungen und Romanen (Romantrilogie der drei Lebens-Alter: Sebastian im Wald, 1926; Beatus und Sabine, 1927; Die Orgel des Himmels, 1927; überarbeitet und zusammengefasst unter dem Titel: Die brennende Liebe, 1935) und – nach dem Zweiten Weltkrieg – mit naturkundlich-poetischen Sachbüchern.      
Schnack war Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und Mitbegründer der Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Folgende Auszeichnungen erhielt er: 1965 Bayerischer Verdienstorden, 1968 Bayerischer Poetentaler, 1974 Großes Bundesverdienstkreuz.“

Aha, dachte ich. Aber was war mit Schnack zwischen 1929 und dem Ende des 2. Weltkrieges? War er denn tatsächlich mit den Widerstandsgruppen im sogenannten 3. Reich vernetzt?

Und ab da habe ich nur noch gestaunt:

1933: Treueversprechen von 88 Schriftstellern gegenüber Hitler

Bei der weiteren Recherche zum Namen Schnack bin ich dann im Internet auf den auch von Schnack unterzeichneten Text eines Treueversprechens gestoßen, das 1933 von 88 deutschen Schriftstellern und Dichtern gegenüber Adolf Hitler abgegeben wurde, und dessen Wortlaut zusammen mit der Unterzeichnerliste am 26. Oktober 1933 deutschlandweit in der Presse verbreitet wurde.   
„Die Initiative für das „Gelöbnis“ ging von der Sektion für Dichtkunst derPreußischen Akademie der Künste in Berlin  aus, nachdem diese im Frühjahr und Frühsommer 1933 handstreichartig umgebaut und mit Anhängern des Nationalsozialismus besetzt worden war und sich kurz darauf in Deutsche Akademie der Dichtung umbenannt hatte. Kurz davor hatten im Frühjahr 1933 in Deutschland  Bücherverbrennungen stattgefunden, denen auch die Werke ausgeschlossener Akademiemitglieder zum Opfer gefallen waren.
Am 4. Oktober 1933 hatte die Regierung Hitler zudem das Schriftstellergesetz erlassen, das zum 1. Januar 1934 in Kraft treten sollte und den Weg für die  Gleichschaltung der gesamten deutschen Presse frei machte.

In dieser Situation diente der Aufruf dazu, die vorbehaltlose Unterstützung der deutschen Literaten und Geistesgrößen für die äußerst radikale und nach innen wie nach außen einschneidende Politik des Reichskanzlers Adolf Hitler und seiner Regierung öffentlichkeitswirksam zu bekräftigen und dem erwartbaren „Wahlerfolg“ der Nationalsozialisten, die bereits alle anderen Parteien ausgeschaltet hatten und auf einer Einheitsliste antraten, auf diese Weise das Feld zu ebnen.“

Die 88 Unterzeichner erklärten:

„Friede, Arbeit, Ehre und Freiheit sind die heiligsten Güter jeder Nation und die Voraussetzung eines aufrichtigen Zusammenlebens der Völker untereinander. Das Bewusstsein der Kraft und der wiedergewonnenen Einigkeit, unser aufrichtiger Wille, dem inneren und äußeren Frieden vorbehaltlos zu dienen, die tiefe Überzeugung von unseren Aufgaben zum Wiederaufbau des Reiches und unsere Entschlossenheit, nichts zu tun, was nicht mit unserer und des Vaterlandes Ehre vereinbar ist, veranlassen uns, in dieser ernsten Stunde vor Ihnen, Herr Reichskanzler, das Gelöbnis treuester Gefolgschaft feierlichst abzulegen.“

Der Text klingt im ersten Moment harmlos. Aber immerhin hatten kurz davor die Bücherverbrennungen stattgefunden und Leute wie Ina Seidel, Agnes Miegel, Oskar Loerke, Gottfried Benn mussten zumindest geahnt haben, was da auf die deutsche Kultur und das deutsche Volk hereinbrechen würde. Ich kann es nicht glauben! Was ist da passiert? Wie ist es möglich, dass 88 deutsche Schriftsteller sich zu diesem Gelöbnis bereitfanden? Wie konnte es in so kurzer Zeit dazu kommen, dass denkende, intelligente Menschen sich damit arrangieren konnten, dass geistiges Eigentum von Kollegen öffentlich verbrannt und geschändet wurde? Oder hatte solches Gedankengut schon vor 1933 Wurzeln in vielen Hirnen geschlagen? Die NSDAP hatte sich von einer kleinen Splitterpartei mit 2,6% Wählern innerhalb von wenigen Jahren zur stärksten Partei mit 36% der Wähler entwickeln können.
Oder war es schon so weit, dass es vor allem Angst war, die sie dazu bewegte – vielleicht nicht Angst vor Verfolgung, aber Angst davor, ihren Ruf einzubüßen, von den staatstragenden Behörden missachtet und nicht gefördert zu werden. Denn so fängt es an.

Wie man weiß, gab es auch Schriftsteller, die diesen Weg nicht gegangen sind. Viele wie Brecht, Feuchtwanger, Mann sind emigriert. Andere haben versucht, die Luft anzuhalten und nicht anzuecken, sich aber auch nicht hineinziehen zu lassen wie z. B. Hans Fallada, der sich in der Zeit des Nationalsozialismus versuchte auf Kinderbücher zu beschränken.

Warum waren die anderen so leicht zu kriegen?

1933: Bekenntnis der Hochschulprofessoren zu Adolf Hitler

Aber ich will gerade die Wikiseite wegschalten, da fällt mein Blick auf die nächste Meldung:

Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler
Aufruf deutscher Universitätsgelehrter und Wissenschaftler vom 11. November 1933

Ich erschrecke. Also auch dort, wo eigentlich die Freiheit des Denkens gepflegt wurde oder werden sollte, wo Menschen um die Wahrheit ringen, wohlwissend, dass man sich ihr nur annähern kann und niemand die eine Wahrheit gepachtet hat, wo die Menschen über den Fragen von Ideologie und Politik stehen sollten, da huldigen die Professoren reihenweise dem „Führer“ und das schon 1933, d.h. kurz nach seiner Machtübernahme.

Ich lese mit leichtem Entsetzen weiter:

„Das Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat wurde am 11. November 1933 zur Feier der „nationalsozialistischen Revolution“ des Jahres auf einer Festveranstaltung in der  Alberthalle in Leipzig als Gelöbnis deutscher Gelehrter – meist im Beamtenverhältnis  – vorgetragen. Doch waren nicht alle Unterzeichner Professoren, es finden sich auch Privatdozenten, Lehrbeauftragte, Dozenten bis zu einzelnen Studenten darunter.
Der Titel lautete „Mit Adolf Hitler für des deutschen Volkes Ehre, Freiheit und Recht!“
Insgesamt unterschrieben ca. 900 Personen.
Die Wissenschaftler unterschrieben trotz der Tatsache, dass der nationalsozialistische Staat zuvor durch das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums massiv in die wissenschaftliche Lehrfreiheit der Hochschulen eingegriffen hatte, indem er Wissenschaftler jüdischen Glaubens oder Herkunft oder demokratischer Gesinnung aus dem Amt vertrieben hatte. Auch war die Selbstbestimmung der Universitäten durch die Einführung des Führerprinzips beseitigt worden und die NSDAP hatte dort einen bestimmenden Einfluss gewonnen.

Mir wird schlecht, als ich Auszüge aus den Reden der Universitätsdirektoren lese.

hier zitiere ich nur das Beispiel des allseits bekannten Martin Heidegger:

Rektor Martin Heidegger (Freiburg i. Br.):

„Deutsche Lehrer und Kameraden! Deutsche Volksgenossen und Volksgenossinnen! […] Wir haben uns losgesagt von der Vergötzung eines boden- und machtlosen Denkens. Wir sehen das Ende der ihm dienstbaren Philosophie. Wir sind dessen gewiss, dass die klare Härte und die werkgerechte Sicherheit des unnachgiebigen einfachen Fragens nach dem Wesen des Seins wiederkehren. Der ursprüngliche Mut, in der Auseinandersetzung mit dem Seienden an diesem entweder zu wachsen oder zu zerbrechen, ist der innerste Beweggrund des Fragens einer völkischen Wissenschaft. […] Die nationalsozialistische Revolution ist nicht bloß die Übernahme einer vorhandenen Macht im Staat durch eine andere […] Partei, sondern diese Revolution bringt die völlige Umwälzung unseres deutschen Daseins. Von nun an fordert jedwedes Ding Entscheidung und alles Tun Verantwortung.“

Der Faschismus outet sich hier noch nicht offen durch Kriegshetze, durch offen propagierte Verabscheuung der Juden und durch Aufruf zum Massenmord. Hier geht es nicht, noch nicht, um den Holocaust. Aber es geht um das, was den Weg dazu bereitete. Und es geht darum, das Volk auf die eine, richtige, unhinterfragbare „Wahrheit“ der nationalsozialistischen Ideologie einzuschwören.
Wer heute diese Texte liest, durchschaut die dahinterstehenden Werte und Absichten natürlich leichter, als es die Zeitgenossen konnten. Aber trotzdem: Es gab es damals bereits für alle erkennbar die Verdrängung der Juden aus allen öffentlichen Bereichen, die Verfolgung der Kommunisten, die in den ersten KZs saßen, die Verherrlichung des Arischen usw. Diese Wissenschaftler hätten es sehen können, hätten es sehen müssen. Und es gab schließlich solche, die es sahen. Aber die Masse, auch die Masse der Intellektuellen, hing ihr Fähnchen brav und opportunistisch in den neuen Wind.

Mir wird übel, vor allem deshalb, weil mich das an etwas erinnert.

Wehret den Anfängen!

„Ich fühle mich wie Sophie Scholl“, hat am Beginn der Corona-Maßnahmen eine Querdenkerin gesagt und damit gemeint, dass der Umgang mit ihr als Andersdenkende in seiner Härte, Brutalität und Unmenschlichkeit sowie in seiner Dummheit und Borniertheit sie an das erinnert, was Sophie Scholl gespürt haben muss, als ihr bewusst wurde, dass da etwas losrollte, dem sie sich entgegenstemmen musste.
Diese Frau hat unter den Gutmenschen, Corona-Gläubigen und Drosten-Verehrerinnen dieses Staates einen regelrechten Shitstorm ausgelöst: Empörung über diese Missachtung der Helden des Widerstandes gegen Hitler, über die angebliche Verharmlosung und Relativierung des Nationalsozialismus und den Missbrauch seiner tapferen Gegner….

Worin soll hier ein Missbrauch liegen? Hier werden gesellschaftliche Erscheinungsformen verglichen, die durchaus große Ähnlichkeit haben. Es wird jedoch nicht im Ansatz behauptet, dass gegenwärtig etwas in unserer Gesellschaft stattfände, was nach der geplanten Vernichtung eines Volkes oder einer Gruppe von Menschen aussieht. Allerdings wird hier indirekt vor einer möglichen Weiterentwicklung gewarnt, wie sie damals erfolgte. Und dafür sollten wir dankbar sein!
„Wehret den Anfängen“, ist eine alte Forderung, eine Mahnung und Lehre, die uns durch die menschlichen Katastrophen des Nationalsozialismus aufgegeben wurden. „Seid sensibel für gesellschaftliche Erscheinungen, die sich harmlos tarnen aber Andersdenkenden das Wasser abgraben und Andersseiende aus der Gesellschaft ausschließen!“ Das bedeutet diese Forderung ja wohl. Und genau diese Sensibilität hat jene Frau bewiesen. Was ihr logischerweise sofort um die Ohren flog, weil die, die gemeint waren, sich auf der guten Seite glaubten und alle Andersdenkenden für Rechte, und gefährliche Schwurbler hielten. Womit sie den Eindruck , den die junge Frau empfand, einmal mehr bestätigten.
Tut mir leid. Ich kann es der Frau nachfühlen, habe es immer wieder genauso erlebt.

Und
– wenn ich heute unsere Außenministerin höre, wie sie dazu aufruft Frieden durch Waffen und noch mehr Waffen erreichen zu wollen,             
– wenn ich Herrn Habeck höre, der dem deutschen Volk ohne mit der Wimper zu zucken, mal eben eine Wirtschaftskrise, tausendfache Existenznöte und steigende Armut abverlangt, dafür, dass er persönlich bereit ist, die unverbrüchliche Freundschaft mit dem machthungrigsten und mächtigsten Staate der Welt zu pflegen, weil es dazu für ihn gar keine Alternative gibt, und        
– wenn ich dann in unseren Medien auch noch lese, dass es angeblich nicht selten die Corona-Querdenker sind, die auch jetzt wieder staatsgefährdende Narrative verbreiten und dem Ukrainischen Volk die selbstlose – wie ich denke selbstzerstörerische – Solidarität verweigern..            
dann weiß ich plötzlich auch:
In ganz ähnlicher Weise wird es damals angefangen haben. Und die Mehrheit hat es hingenommen, hat es geschluckt, fand es früher oder später sogar gut und war begeistert.

Eine wirklich erschütternde Erkenntnis.

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Der Faschismus kam für die Masse der unpolitischen Bürger auf leisen Sohlen und mit angezogener Handbremse

Ich frage mich: Wie fing das damals eigentlich an mit dem Faschismus?
Was war mit den Menschen los, die schon vor und gleich nach 33 Hitler zujubelten. Waren sie alle scharf auf Massenmorde und die Vernichtung von Menschen? Wohl kaum. Das war noch nicht absehbar – oder nur für die, die sehen konnten. Und die gab es sehr wohl.

Akzeptanz des faschistischen Denkens ab 1933

Faschismus hieß in dieser Phase offiziell keineswegs gleich Judenvernichtung. Der Faschismus kam auf leisen, auf scheinbar harmlosen Sohlen daher, versprach Frieden und Wohlstand, ein besseres Leben, zumindest für einen bestimmten, den arischen Teil der Bevölkerung. Der Faschismus tarnte sich als menschenfreundlich, als vernünftig, als gut für fast alle. Er sorgte für Kameradschaftsgefühle, für Solidarität innerhalb der erwählten arischen Gruppe, er schien die hehrsten Ziele der Menschheit zu verfolgen und griff die bestehenden Hoffnungen und Werte auf, füllte sie mit seiner Ideologie aus und allmählich veränderte er ihren Inhalt. Aber da war es dann schon zu spät.

Aber das heißt nicht, dass die, die damals den neuen Machthabern zugejubelt haben, nicht mitschuldig waren an der weiteren Entwicklung. Denn tatsächlich tolerierten sie die von Anfang an deutlich sichtbare Ausgrenzung jüdischer und politisch andersdenkender Menschen, die Bücherverbrennungen, die Verfolgung und Ermordung von Gegnern des Faschismus, insbesondere von Kommunisten- bis hin zur Einrichtung der ersten Konzentrationslager (z.B. in Oranienburg). Sie verrieten damit ihren bisherigen Glauben an die Menschlichkeit. Und sie folgten einfach der Macht, hingen dort ihre Fahnen raus, wo die vorbeikommen würden, mit denen man sich besser gutstellen sollte.

Es gibt viele literarische Zeugnisse, die die langsame Entstehung faschistischer und autoritärer, indoktrinierter Verhältnisse innerhalb der sogenannten Volksgemeinschaft beschreiben. Ich denke z.B. an den faszinierenden Roman: „Unruhe  um einen Friedfertigen“ von Oskar Maria Graf, der die Geschichte eines jüdischen Schusters in einer Dorfgemeinde in Bayern beschreibt, der – anfangs ein angesehener und geschätzter Dorfbewohner – immer mehr in den Blick derer gerät, die in ihm ein minderwertiges und volksgefährdendes Wesen sehen, das nicht eigentlich als Mensch angesehen werden darf. Er wird schließlich unter den Blicken der Dorfbewohner, die begeistert oder schweigend dabei stehen und die Dinge geschehen lassen, von SS Leuten gelyncht.

Mir fällt Max Frischs „Andorra“ ein, oder Falladas: „Jeder stirbt für sich allein“ und natürlich der Roman „1984“.

Und neulich ist mir eine unglaublich beeindruckende Schilderung des schleichenden Einzugs faschistischer Lebensformen und faschistischen Gedankengutes in eine kleine brandenburgische Dorfgemeinde in die Hände gefallen, eine Schilderung eines Heimatdichters über seine Jugendjahre.
Hier kann man quasi hautnah erleben, wie sich die faschistische Denkweise und Wertung unterschwellig ausbreitete, an Normalität gewann, Menschen vielleicht erst noch irritierte, Tage später aber von ihnen schon als üblich und im Sinne von „jetzt ist das eben so“ hingenommen wurde, bis sie sich zum Einverständnis und sogar zur Begeisterung hinreißen ließen. Und wer diesen Prozess nicht mitmachte, die Vorgaben der Regierung nicht teilte, dem wurde zurecht immer ängstlicher ums Herz und der musste schon nach wenigen Jahren um seine Existenz und um sein Leben fürchten.

So etwas wird uns in Deutschland nie mehr passieren?

Die demokratie-feindlichen Prozesse der Gegenwart

Natürlich nicht, denn da ist die deutsche Regierung vor: Es ist zwar bekannt, dass viele Alt-Nazis im Westen Deutschlands nach dem Krieg wieder auf wichtigen Staatsposten saßen und lange Jahre dort unbehindert mitmischen durften, aber die heute bekennenden Alt-Nazis werden offiziell von unserer Gesellschaft als Verfassungsfeinde angesehen und – mehr oder weniger konsequent verfolgt.
Und außerdem wird ein harter Kampf gegen die AfD geführt: Man setzt sie durchweg mit Rechtsradikalen gleich, man beobachtet sie durch den Verfassungsschutz, man meidet jede Berührung mit ihnen und behandelt die AfD Wähler so, als würden sie für den Holocaust verantwortlich sein. Nun gibt es sicher Menschen und Tendenzen in dieser konservativ-rechten Partei, die mit rechtsextremen Werten liebäugeln. Aber die Mehrheit, nämlich die, die sich in unserer Gesellschaft übergangen und an den Rand gedrängt fühlen und deshalb konservativ denken und rechte Parteien wählen, werden von unserer Regierung und den Medien den Rechtsradikalen zugeordnet oder zumindest in Verbindung mit ihnen gebracht.
Ihre Kritik an der gegenwärtigen Gesellschaft und konkret an der gegenwärtigen Politik wird ihnen als rechte Kritik ausgelegt und folglich ist jeder, der an dieser Gesellschaft und dieser Regierung Kritik übt, auch ein Rechter.

Gegen rechts und die AfD zu sein ist gegenwärtig des guten Bürgers Pflicht, könnte man sagen.

Aber man muss leider feststellen, dass in unserem Land inzwischen wirklich Prozesse stattfinden, die die Demokratie durch autoritäres Verhalten und durch die Abschaffung der freien Meinung massiv und in einer Weise bedrohen, dass man Angst bekommen kann.

Mit der Diskriminierung und Ausgrenzung der Corona-KritikerInnen fing es an:
Vor Kurzem konnte man lesen, dass Lauterbach festgestellt hat, dass die KITA -Schließungen in der Corona-Zeit nicht nötig und sogar Kindeswohl gefährdend waren. Ei,  nein aber auch!  Wenn man genau das vor zwei Jahren laut sagte oder auf Plakate schrieb, war man ein Verschwörungstheoretiker, ein Schwurbler, ein Rechter, ein Böser, ein Mörder, ein gefährlicher,  psychisch Kranker, einer, der seine Mitmenschen willentlich gefährden will.

Dass heute in diesem Staat mehr als je zuvor seit 1945 Menschen hemmungslos diskreditiert und verdächtigt werden, dass ihre kritische Distanz zu dem, was die herrschende Regierungstruppe ihnen an Glaubenssätzen verordnet, schon als Straftat, als hochverdächtig und als staatsfeindlich angesehen wird, das kommt den Akteuren dieser neuen politischen Praxis selbst aber offensichtlich nicht merkwürdig vor. Sie diskreditieren und bekämpfen hemmungslos alles, was es wagt, die herrschenden Ideologien wie Klimawandel und Co2 -Katastrophe, Corona-Pandemie und die Story von der guten, menschenfreundlichen NATO, die uns alle gegen den bösen und blutrünstigen Russen verteidigen und schützen will, infrage zu stellen und kritisch zu betrachten.

Man ist offiziell für Meinungsfreiheit und Toleranz, ja natürlich. Aber doch nicht gegenüber gefährlichen Feinden! Und wer hier ein Feind unserer Gesellschaft ist, das wird diktiert.

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Wer sagt mir, was ich zu denken habe?

Mit Corona fing es an

  • Schon während der Zeit der Corona-Maßnahmen gab es das Phänomen, die Menschengruppen, die nicht die offiziell angesagte Meinung teilten und sich einer Impfung verweigerten, aus der Gesellschaft auszuschließen, ihnen Rechte und Menschenwürde abzusprechen, den anderen zu erlauben, sie pauschal anzuklagen und zu diskriminieren, ohne sich mit ihren Argumenten je auseinandergesetzt zu haben: die Corona-Maßnahme-KritikerInnen, die ImpfgegnerInnen, die von ihnen pauschal als QuerdenkerInnen beschimpft werden und wurden…      
  • Ich frage mich: wer darf mir sagen, was ich zu denken habe?

  • Potentiell kann man neuerdings ja  sogar angeklagt werden wegen „öffentlicher Billigung oder Verleugnung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Volksverhetzung, wenn man nicht die verordnete Mainstream-Meinung teilt und vertritt.“ Das gilt für sogenannte Russenfreunde, wie es für Impfgegner und KritikerInnen der Corona-Maßnahmen galt und gilt. Aber was Volksverhetzung und Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind, und wann dieser Vorwurf zutrifft, das bestimmen die, die dieses Gesetz gemacht haben. Eine Richterin in Ratingen sprach einem Schüler das Recht zu, seinen Lehrer beim Direktor anzuzeigen, weil er sich zu der Position der Querdenker bekannt hatte und weil er im Landesvorstand der angeblich der Querdenker-Bewegung nahen Partei Die Basis war.       
    Hier bei uns im Dorf steht ganz groß an einer Scheunenwand angeschlagen: „Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant“ und darunter steht der Name des Verfassers dieses Satzes: Hoffmann von Fallersleben.     
    Ja, in Deutschland gab es solche politischen Situationen wohl schon öfter, nicht nur 1933 folgende…, auch früher schon.          
    Wer 1934 einen Juden verteidigte oder auch nur zu ihm freundlich war, musste um seine Existenz bangen. Judenhass war staatlich verordnet. War es nicht so?
    Und was wird uns derzeit verordnet?

Und ich frage mich immer wieder: Sind heute auf einmal Werte wie Zivilcourage, wie Toleranz, wie Respekt vor dem anderen sowie Meinungsfreiheit passe und Schnee von gestern? Werden sie nicht gehandelt als verdächtige Momente einer als vorsintflutlich gesehenen Welt? Mich überholen meine schlimmsten Albträume und Befürchtungen. Alle demokratischen und humanistischen Werte und Grundsätze, mit denen ich seit meiner frühsten Kindheit gelebt habe (Kritikbereitschaft, Toleranz, Antimilitarismus, Meinungsfreiheit, Antifaschismus, Recht auf Anhörung, Diskurse unterschiedlicher Meinungen, Anhören der gegnerischen Argumente, Wissen darum, dass keine Wahrheit absolut sein kann…) sie sind plötzlich nicht mehr gültig, werden geleugnet oder auch einfach verdreht.

In was für eine Welt sind wir geraten? Bekomme ich jetzt meine Meinung von oben diktiert? Muss ich als Andersdenkende Angst haben, diskreditiert, in die rechte Ecke gestellt, geschnitten, gemobbt, verfolgt und bestraft zu werden?

Das Land in dem ich groß geworden bin, die Welt, auf die ich – zumindest ein wenig – vertrauen konnte, Mitmenschen, die Respekt hatten vom dem Anders Denkenden, … ich erkenne das alles nicht wieder.

Man setzt uns alternativlose Wahrheiten vor

Plötzlich gelten andere „Wahrheiten“, und wer sie bestreitet oder auch nur Frage stellt, macht sich höchst verdächtig.
Ich spüre in Sachen Ukraine-Krieg heute den gleichen Druck, dem ich bei Corona ausgesetzt war: ‚
Wieder sind bestimmte Glaubenssätze und Meinungen unhinterfragbar:
Zum Beispiel die unbedingt zu leistende Solidarität gegenüber der Ukraine, die Erforderlichkeit von Waffenlieferungen, die hemmungslose Verschärfung jeder Militarisierung. Unsere Medien und die Regierung haben offenbar vergessen, dass Gewalt nur Gewalt gebiert, dass unsere Verfassung es verbietet, Waffen in Kriegsgebiete zu liefern und dass eine ernsthafte Kriegsausweitung wie die, die hier fahrlässig provoziert wird, die Vernichtung der ganzen Menschheit bedeuten kann.
Die durch die westliche Brille gesehenen Bewertung und Darstellung des Ukraine-Krieges und seiner Hintergründe und Perspektiven auch nur infrage zu stellen wird als Verbrechen betrachtet, das einem Verstoß gegen die Grundordnung unseres Landes gleichkommt.

Und inzwischen geht es sogar auch mal wieder gegen eine ethnische Volksgruppe, handelt sich also um Rassismus im klassischen Sinne. „Aber wir haben doch überhaupt nichts gegen Russen“, sagen diese Menschen. „Wieso denn Rassismus? Solange die Russen sich gegen den Krieg Putins und zur Ukraine bekennen, ist doch alles paletti. Dann tut ihnen keiner was.“
Wenn ich unsere hiesigen offiziellen und nicht offiziellen Menschen über russische Menschen reden höre, als seien sie nicht genau solche Menschen wie wir, erinnert mich das fatal an Bezeichnungen früherer Epochen – Sind Russen plötzlich wieder als Untermenschen zu betrachten?

Wenn ich erlebe, dass auch eine deutsche Kulturredakteurin es ganz in Ordnung findet, wenn ukrainische Russen-HasserInnen die Darstellung und Verbreitung von russischer Weltliteratur in Deutschland verbieten und untersagen möchten, dann wird mir ganz und gar flau im Magen. Was hat Turgenjew mit dem Ukraine-Krieg zu tun?
Ich lasse mir von der ukrainischen Bevölkerung keinen Russenhass aufzwängen – und auch nicht von unseren teuer bezahlten Redakteuren im eigenen Land!

Aber nach und neben der Diskriminierung und Verstoßung von Impfgegnern und Corona-Maßnahme-KritikerInnen und nach der Ausgrenzung von allem Russischen und der Verdächtigung von Menschen, Russenfreunde und damit quasi Kapitalverbrecher zu sein, die an der offiziellen Meinung und Handlung in Sachen Ukraine auch nur die geringsten Zweifel äußern, folgen weitere Themen und Bereich, in denen mir seit einiger Zeit vorgeschrieben wird was ich zu denken und zu tun habe:

  • Das neue Gebot „Klimaschutz geht vor Wohlergehen der Menschen“ bestimmt inzwischen unseren Alltag und ist alternativlos.
  • Gendern ist eine Verpflichtung, und wer sich weigert, outet sich als Feind der Unterdrückten,
  • Wer vergisst bei einem Vortrag außer den Damen und Herren auch noch die Diversen zu begrüßen, fliegt raus, … und vieles mehr:
  • Vor kurzem erzählte mir eine Studierende, sie habe in der Mensa Angst, Gerichte mit Fleischzulage zu wählen, weil sie dann von ihren Kommilitonen ausgegrenzt und beschimpft werde…

Autoritäres Meinungsdiktat der Regierung

Wer setzt hier fest, was ich zu glauben, zu meinen, zu vertreten habe? Wenn ich mich umschaue, sehe ich zuerst unsere derzeitige Regierung, die fanatisch und ohne die Folgen für die Menschen zu beachten, für deren Wohl sie schließlich verantwortlich ist, ihre Ideologien durchsetzen will und sie uns als unser Heil verkauft. Warum machen sie das? Was autorisiert sie dazu? Wem folgen sie dabei? Wessen Interessen vertreten sie damit?

Manche fragen sich: Sind wir einer Regierung ausgeliefert, die sich als Vasallen einer fremden Weltmacht entpuppt und ihr Volk an die geopolitischen Interessen dieser Macht verrät?
Manche fragen auch: Gehen wir auf einen neofaschistischen Staat zu, haben wir nicht vielleicht schon einen?

Ich finde solche Fragen muss man stellen dürfen, angesichts der Tatsache, dass zurzeit bei uns eine Entwicklung vorangetrieben wird, wie sie verdammt noch mal immer wieder an den Roman 1984 erinnert.

Ja, ich weiß: Das ist natürlich eine ganz und gar unmögliche Behauptung! Schließlich wird in unserem Land von Regierungsseite und durch die Medien alles Rechtsradikale und Faschistische heftig bekämpft.
Ebenso verteufelt man alle rechtskonservativ denkenden Menschen und schlägt z.B. auf die AfD-Wähler ein, als hätten sie den Holocaust zu verantworten. Ja man macht es noch radikaler: Wer nicht die offiziellen Meinungen teilt, der ist rechts. So einfach ist das.

Hier üben sich die, die sich am lautesten brüsten, dass sie gegen jede gegen Diskriminierung ankämpfen, in der Diskriminierung anderer Menschen.
Hier bauen Leute, die einerseits Machtstrukturen entlarven und abschaffen wollen, neue, eigene Machtstrukturen auf, mit denen sie die anderen zwingen und unterdrücken können – und merken es nicht?


Sie denken offenbar, ihr eigenes Meinungsdiktat habe nichts mit autoritären Machtstrukturen und ihre Diskriminierung Andersdenkender nichts mit undemokratischen Verhalten zu tun.
Aber wenn jemand unsere gegenwärtige Situation mit der Zeit des frühen Faschismus um 1933 vergleicht, weil auch damals den Bürgern plötzlich unhinterfragbare Glaubenssätze präsentiert und ihre Nichtbefolgung bestraft wurden, gehen unsere Regierenden hoch wie von der Tarantel gestochen und sprechen von einer Verhöhnung der Opfer des Faschismus.
Von der Aufforderung „Wehret den Anfängen“ scheint hier keiner mehr was zu halten.

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