Tapir allein zu Haus

kranich ist zu seinem Sohn nach Frankfurt gefahren und ich habe das Vergnügen, ganz alleine – allerdings mit Anka – hier in der Streusandbüchse meine Tage zu verbringen…

Wie anders alles ist, wenn man plötzlich alleine ist.

Lässiger wird das Frühstück eingenommen, jetzt schaue ich mal morgens in die Zeitung, was ich sonst nie mache. Lauter Optionen stehen offen, ich könnte einfach mal eben die ganze Welt einreißen!

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Der Garten lacht mich an und leuchtet. Ich besuche alle grünen Kinder und sitze ein wenig in der Morgensonne. Dann mache ich mich an den Schreibtisch.
Soll ich erst ein bisschen an meinem Buch schreiben? Oder doch lieber erst einmal die mails beantworten, die ich gestern vorfand? Nach einiger Zeit: Kleiner Ausflug in den Garten zum Unkrautjäten im Wurzelbeet, die neuen Wasserpflanzen an den Miniteichrand gepflanzt…
Keiner ruft mich zum 2. Frühstück, keiner zum Mittagessen. Die Zeit vergeht sehr schnell bei der Überarbeitung des 1. Kapitels. Anka liegt neben mir und wartet geduldig. Als ich auf die Uhr sehe ist es halb zwei.
Wie immer meldet sichmein Hunger nicht von selber. Ich gehe in die Küche, keine Lust zu kochen. Schließlich mache ich mir doch eine Teller Caprese zurecht. Das Basilikum in unserem Gartenhaus ist zu üppig!
Das kleine Radio, das nur dann zu verstehen ist, wenn man es an einen Metallgegenstand lehnt, habe ich mit hinaus genommen. Warum haben wir eigentlich nicht längst ein neues angeschafft?
Überhaupt brauche ich ein kleines Radio im Schlafzimmer. Ich bin es gewohnt, vor dem Einschlafen noch Radio zu hören. Ich mache Einkaufspläne. Wir brauchen auch noch ein Lampe fürs Schlafzimmer, dass jetzt ja endlich bald ganz fertig ist.
Mein Soduko zum Verdauen – Kategorie schwer – geht fast auf. Irgendwann stoße ich doch auf einen Fehler und werfe es weg.
Noch eine Runde am Schreibtisch, zwischendurch ruft kranich an und fragt, ob ich mich alleine wohl fühle.
Fühle ich mich wohl?
Tausend Optionen aber doch ein bischen einsam, finde ich.
Der Nachmittagsgang mit Anka, von ihr heiß ersehnt, führt mich an dem Dorffußballplatz vorbei, wo junge Männer offenbar ein Wochenendereignis auf dem Platz vorbereiteten. Kleine Kinder spielen auf einem aufgeschütteten Sandhaufen und nehmen keine Notiz von uns. Meine Gehorsamsübungen „Platz, bleib da“, macht Anka mit Gönnermiene mit und kassiert mit mäßiger Gier die verdienten Leckerlies.

Die Nachbarn waren nur ganz kurz da, um ihren Pflaumenbaum abzuernten. Dann sind sie zurück nach Berlin gefahren zu einer Familienfeier. Also bleibe ich dieses Wochenende wirklich ganz alleine hier. Bei meiner Schwägerin, die ich in Berlin anrufe, um mich mit ihr zu verabreden, geht nur der Anrufbeantworter ran. Sommerloch.
Abends mache ich mir für mich ganz alleine ein kleines Feuer hinten an der Laube in der Abendsonne.
Als es kühl wird, gehe ich rein.
Der Tag ist herum und ich habe die Welt nicht aus den Angeln gehoben.

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