Klausi‘ Kommentar: die doofen Kraniche

kranich.JPG

kranichgut.jpg

 

 

 

Hey, Leute, ich weiß ja nicht was das soll, dieses ewige Gegucke nach den komischen Schreihälsen da oben! Papa und Mama linsen immer begeistert hoch, als wär da was Tolles zu sehen. Dabei flattern diese Kraniche in den letzten Wochen ständig über unserer Häuschen weg. Mal viele, mal wenige, manchmal ist die Linie halbwegs grade, aber oft ist da oben offenbar auch manches nicht so richtig klar. Scheinen mir nicht besonders helle, die Vögel! Nicht mal ihren berühmten Keil kriegen sie immer hin, dafür machen sie aber einen Lärm, als gehörte ihnen der Himmel!
Aber meine Eltern legen jedes Mal den Kopf nach hinten und schauen entzückt hinter denen her. Menschen sind schon ziemlich merkwürdig.

Statt sich an mir zu freuen, der ich nicht nach Süden fliege und nur ganz leise, kaum hörbar vor mich hin brumme! Aber was soll’s! Wenn endlich Ruhe da oben ist, dann wird es schön gemütlich bei uns und ich kann mich auch mal wieder in Erinnerung bringen.

Der Kuschelbär in der Hand ist besser als der Kranich am Himmel, stimmts?

Veröffentlicht unter Allgemein | Ein Kommentar

Der Schacht Mathildenhall und der Krieg

Nächstes Jahr wird mein Vater 90. Da ist eine Feier mit entsprechender Feierrede fällig…

Also habe ich schon mal angefangen zu recherchieren und einen Plan zu machen..

z.B.: Wichtiger Lebensabschnitt: 1947-1950 Heimkehrerheim und später Kinderheim des Caritasverbandes in Mathildenhall, Kreis Diekholzen bei Hildesheim. Dort bin ich geboren und in diesen 2 Lebensjahren haben wir dort auf der alten Schachtanlage gewohnt. Mein Vater hat die Kriegs- und Plünderungsschäden beseitigt und dann kamen ständig neue Heimkehrer, die bei uns wohnten. Das kleine Buch mit den Danksagungen der vielen aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassenen jungen Männer haben wir noch zu Hause, sehr beeindruckend!

mathildenhall.jpg

Das Gelände gehörte zu einem alten Kalibergwerk. So wie ich informiert war, wurde es nach Weggang unserer Familie zu einem Behindertenheim. Als ich viele Jahre später, schon als Erwachsene dort einmal spazieren ging, war das Gelände mannshoch umzäunt und von scharfen Hunden bewacht. In Hildesheim konnte mir kein Mensch sagen, was dort in Mathildenhall im Hildesheimer Wald eigentlich los war….

Jetzt frage ich einfach mal das Internet nach Mathildenhall und traue meinen Augen nicht. Ich erfahre lauter neue und befremdende Dinge:
„Im Krieg war Mathildenhall Heeresnebenmunitionsanstalt. Hier arbeiteten vermehrt Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene
Von den Alliierten wurde 1948 die Schachtanlage an die Wintershall AG zurückgegeben. Die Förderung wurde wieder aufgenommen.
Ende 1990 wurde der Förderturm abgerissen. Derzeit werden die Schächte geflutet. Das einige Kilometer vom Schacht entfernte Arbeitslager wurde nach dem Krieg zunächst als Sanatorium genutzt, heute befindet sich dort das Kreiskrankenhaus des Landkreises Hildesheim…“

Kein Wort vom Heimkehrerheim auf der Schachtanlage ….

Ich habe das Gefühl, dass meine ersten Lebensjahre in gewissem Sinne von der Geschichte geschluckt worden sind.

Aber der nächste Rechercheschritt gibt mir den Rest:

Vor kurzem wurde das Pförtnerhäuschen der Schachtanlage Mathildenhall als neues Heim einer Bundeswehr-Reservisten-Kameradschaft eingeweiht.

mieten.jpg

Dort habe ich meine ersten Schritte gemacht. Genau da habe ich sprechen gelernt und dem Wind in den Bäumen gelauscht.

Von dem Kriegsheimkehrerheim weiß hier niemand etwas. Aber der Krieg ist jedenfalls wieder angekommen im Schacht Mathildenhall. Es wird geschossen und gefeiert und alle sehen mit sich zufrieden aus auf den Fotos.

Ich weiß nicht, ob ich heute Nacht ruhig schlafen kann.

Veröffentlicht unter Leute & Geschichten | 4 Kommentare

Herzattacken

Vor einem Jahr tauchte in meinem Leben ganz unerwartet ein erschreckendes Thema auf: bei kranich war eine Herz-OP notwendig.

Im Januar, während der Sturm über Deutschland wütete, saß ich zu Hause und bemühte mich die Nerven zu behalten, während kranich im Krankenhaus lag. Alles ist längst überstanden und fast vergessen. Auf dem Foto lacht er schon wieder….

herzklinik.jpg

Als kranich zur Kur war, hat er mir bei einem Besuch ein Erlebnis erzählt, dass er am Tag zuvor gehabt hatte. Bei mir ist  eine kleinen Geschichte entstanden, die dieser harten, beängstigenden Zeit geschuldet ist.

 

Herzattacken
Der lange Flur der Kurklinik lag im schwachen Vormittagslicht eines Februartages. Draußen war Schnee gefallen. Jemand hatte eine Vase mit einem winzigen Blumenstrauß auf die nackte Platte des kleinen Tisches gestellt. Bei genauerem Hinsehen entpuppten sich die Blumen als künstlich. Trotzdem was es eine nette Geste. Wenigstens bemühte man sich um ein wenig Freundlichkeit.

Der Tisch gehörte zu einer kleinen Sitzgruppe in einer Nische des Flures. Der alte Herr fragte, ob ich etwas dagegen hätte, wenn er sich zu mir setzen würde. Warum nicht, dachte ich. Ich hatte keine Eile. Hier hatte jeder Zeit.

Er setzte sich ächzend, dennoch hastig, saß schon, als ich endlich nickte.
Es war ganz still im Flur. Nur ab und zu ging ein Patient im Bademantel mit vorsichtigen Schritten den Flur entlang. Niemand kümmerte sich um uns.
Ich blickte meinen Nachbarn von der Seite her an. Er sah vor sich hin und schwieg. Warum hatte er sich zu mir gesetzt? Wollte er mit mir sprechen?. Eigentlich hatte ich genug mit mir selber zu tun. Jeder trug hier an seinem Schicksal. Eine Herzoperation ist immer ein dramatischer Einschnitt, das hatte noch vor ein paar Tagen selbst der Oberarzt zugegeben in seinem Vortrag.
Ich mochte nicht unhöflich sein. „Auch Bypass-OP?“, fragte ich, um irgendetwas zu sagen. Er nickte langsam.
„Und? Alles gut gelaufen?“
Er antwortete nicht gleich. „Ja doch, ich denke schon.“
„Wo sind Sie denn operiert worden, auch in J.?“

Aber seine Operation schien ihn nicht weiter zu interessieren. Er sah auf, sein Blick blieb an den künstlichen Blumen hängen. Er stöhnt kaum merklich.
„Tja, da wird man jetzt ganz schön umdenken müssen, wenn man wieder zu Hause ist“, sagte ich mehr zu mir selber.

Sein Kopf war bei meinen Worten hochgeschnellt, senkte sich aber gleich wieder. Noch einer, der sich nicht abfinden kann mit der neuen Situation, dachte ich. Wir saßen eine Zeit und schwiegen uns an. Weil er nichts mehr sagte, überlegte ich gerade, ob ich jetzt einfach aufstehen und auf mein Zimmer gehen könnte, als er ganz plötzlich anfing zu erzählen:
„Ich bin an dem Tag ins Krankenhaus gekommen, als wir Goldene Hochzeit hatten, Renate und ich.“
„Mein Gott!“, entfuhr es mir voller Anteilnahme. „So ein Pech!“
Er sah mich irgendwie nachsichtig an und schwieg ein paar Sekunden, als warte er geduldig darauf, dass sich mein Schreck legte.
„Die Gäste waren schon da. Mir war es den ganzen Vormittag über schlecht gegangen. Schon in der Nacht hatte es angefangen. Ich wusste, dass die Herz-OP auf mich zukommen würde. Mein Arzt hatte gesagt, dieses Frühjahr, Herr Job, Sie sollten nicht zu lange warten! Gut. Also ich merkte gleich, was mit mir los war. Ich habe zu Renate gesagt, ‚Tut mir Leid Schatz, aber dann feiern wir eben richtig, wenn ich wieder zu Hause bin.’ Sie hat dann den Notarzt bestellt.“
„Und nun können Sie ja bald feiern!“ Ich freute mich richtig, dass diese bedrückende Geschichte scheinbar ein so gutes Ende nahm.
Aber mein Gegenüber schwieg erneut. Meine Freude war an ihm abgeprallt wie der bunte Ball einer Gruppe von spielenden Kindern an einer Steinmauer. Er saß wieder bewegungslos da.

„Als sie mich zum Krankenwagen brachten“, fuhr er schließlich mit belegter Stimme fort, „stand meine Frau mit den Gästen vor der Haustür und winkte. Die Gäste waren natürlich schockiert gewesen, aber jetzt gaben sie mir alle Ratschläge und gute Wünsche mit auf den Weg. Es war eigentlich alles halb so schlimm, dachte ich damals.
Aber als man mich in den Krankenwagen schob, nahm ich gerade noch im Augenwinkel wahr, dass in der kleinen Gruppe, die dort meine Abfahrt abwartete, eine plötzliche, heftige Bewegung entstanden war. Irgendetwas war passiert. Ich konnte nicht mehr erkennen was. Dann schloss man die Tür und wir fuhren los.

Am nächsten Tag wurde ich schon operiert. Dass meine Frau vorher nicht mehr zu mir ins Krankenhaus gekommen war, beunruhigte mich. Sie sei nicht wohl auf und hätte sich die Strapaze der Herfahrt nicht zumuten wollen, sagte man mir.

Als ich wieder aufwachte, kam sie immer noch nicht. Die Ärzte und Schwestern versuchten mich hin zuhalten. Letzte Woche mussten sie es mir doch sagen: Als ich losgefahren war, ist Renate zusammen gebrochen, Herzinfarkt. Sie ist noch am selben Tag gestorben. Aber mich habe sie wieder hingekriegt.“
Jetzt sah er mir voll ins Gesicht. „Wozu? Können Sie mir sagen, wozu?“

Wer Lust hat, mehr von meinen Texten kennen zu lernen, bitte!

 

Veröffentlicht unter Leute & Geschichten | Schreib einen Kommentar

Impressionen

Eindrücke von einem einsamen Spaziergang mit meinem Hund um den Wurlsee in Lychen (im Herzen der Uckermark)

blick.jpg

Blick über die Wiesen bei Lychen

weg.jpg

unser Weg

wurl.jpg

Zufluss des Wurlsees
herbstwald1.jpg

Herbst im Unterholz

anka-im-herbstwald.jpg

Anka am Wurlsee



Veröffentlicht unter Allgemein | 2 Kommentare

Klausi’s Kommentar: Naja, ich kann warten …

klausiminikorr.jpg Ihr habt es vielleicht schon gemerkt: Ich bin hier ein bisschen in Vergessenheit geraten. Mama muss ewig arbeiten mit ihren blöden Studenten und Papa ist ständig dran mit der ollen DDR und seinen Stimmen…

Außerdem gibt es ja bekanntlich die Anka, die Töle, wegen der Papa sich zu Liebeserklärungen im Internet herbeiläßt. Ich ahnte es ja!

Dennoch, wenn meine Mama in Rente ist und sie ihr schwarzes Buch fertiggeschrieben hat über Soziale Arbeit und was da alles nicht mehr so ist, wie es sein sollte, wenn sie also damit fertig ist, dann will sie sich dem eigentlichen Thema ihres wissenschaftlichen Interesses zuwenden; dem Kuscheltier an sich.
Jetzt traut sie sich noch nicht, sich mit dem Thema vor ihren Studenten und den Kollegen zu outen. Aber dann kann sie ja mache, was sie will. Und wir Kuscheltiere haben sie schon immer ganz doll interessiert, als quasi-lebendige Wesen wie ich und ebenso als psycho-soziale Phänomene. So hat sie es mir neulich erzählt.
Und dann werde auch ich wohl wieder den Platz hier einnehmen, der mir eigentlich zusteht. Ich kann warten.

Aber nicht zu lange, sonst bin ich doch bald ein Fall für Dr. Kindermann und seine Kuscheltier-Klinik (Psychiatrie für misshandelte Kuscheltiere)!
Kennt ihr nicht? Ein Muss für alle Freunde der Kuscheltiere und die, die sich für deren sensible Psyche interessieren: http://www.parapluesch.de/

Veröffentlicht unter Allgemein | Schreib einen Kommentar

„atmendes Unternehmen“

Als ich diesen Begriff am Radio hörte, glaubte ich an eine spontane Wortschöpfung. Der Mensch, der diesen Begriff – übrigens für den VW-Konzern benutzte – schien sich aufrichtig darüber zu freuen, dass das Unternehmen, von dem er sprach atmete….

lg_ldz_linz_350.jpg

Ich erschrecke und bin gleichzeitig fast verwundert, dass hier eine wirtschaftliche, ökonomische Konstellation als etwas lebendiges, lebendes erscheint, etwas, das um sein Überleben kämpfen muss und dessen Lebenskraft wir anderen, offenbar weit weniger wichtigen Lebenwesen bloß nicht beeinträchtigen dürfen.
Ich sehe es vor mir: das Unternehmen, es atmet, es atmet ein und aus, es lebt, es bekommt Luft, es ist lebendig…. Ein benaue rührendes, dem Leben zugewandtes Bild, eine Metapher vom Leben sozusagen.
Denn wir sind ja abhängig vom Überleben und von der Sattheit dieses Monsters. Wenn es ihm gut geht, und wenn es auch schön Luft kriegt und gut aus und einatmen kann, dann fallen dabei vielleicht auch für uns ein paar Arbeitsplätze ab. Daran müssen wir einfach glauben.

Ein Blick in Google belehrt mich, dass dieser Begriff keineswegs ein spontan erfundenes Bild war, sondern durchaus gebräuchlich ist für Unternehmen, die ausatmen, ihre Mitarbeiter weniger arbeiten lassen, weil sie zur Zeit weniger Aufträge haben und weniger Profit machen, und die einatmenen, die Menschen wieder voll in Arbeit schicken, wenn es etwas zu tun gibt. Das ist die absolute Effizienz, das ermöglicht diesem Wesen Unternehmen ein seinem stets größer werdendem Hunger angemessenes Leben.

Wenig später muss ich mir im Radio anhören, wie ein Wissenschaftler aus Gelsenkirchen Freude zeigt über die europäische Entscheidung, die es nun Porsche ermöglicht, bei VW mal richtig aufzuräumen, diesem Konzern sozusagen zu noch besserem Durchatmen zu verhelfen. Diese Entscheidung sei auch im Interesse der Mitarbeiter, flötet er entzückt. Ich horche irritiert auf. Der Journalist fragt auch sofort nach: „Die Kollegen werden sich bestimmt nicht freuen, wenn sie z.B. jetzt auf die Straße gesetzt werden, oder?“
Natürlich, das kann der Herr Wissenschaftler auch verstehen. Aber es geht um die Zukunft. Ein gesundes Unternehmen ist bekanntlich die beste Garatie für mehr Arbeitsplätze und überhaupt dafür, dass es uns allen besser geht und so weiter….

Dem Kollegen, der jetzt nach Hause gehen darf, dem fehlt einfach die Weitsicht, ja dem fehlt die Solidarität mit seinen Kollegen, den zukünftigen. Klar, so ist es nun mal: Es muss einfach atmen und wir alle sind dafür verantwortlich. Und wenn es atmet können wir selber aufatmen…

Ich hatte an dieser Stelle plötzlich einen penetranten Tagtraum: King Kong…..( tut mir Leid, alter Junge, dass du mir für so was herhalten mußt!)

king_kong_in_ny.jpg

Vor der riesigen Mauer und dem hohen, verrammelten Tor liegt auf dem Opferaltar die weißgekleidete Jungfrau, die der Eingeborenenstamm in diesem Jahr King Kong zum Opfer bringt. Mit diesem jährlichen Opfer, so hofft der Stamm seit Jahrhunderten, ist die Wut und Raserei von King Kong, dem atmenden und gefräßigen Riesen in Schach zu halten. Wenn er dieses Opfer bekommt, so wird er vielleicht all die anderen leben lassen. Der Jungfrau, sofern sie es auch nur wagt, sich über ihr Schicksal zu beklagen, wird man vorhalten, dass sie das nicht so eng sehen darf. Schließlich rettet sie mit ihrem Leben das Leben und das Glück all der anderen, des ganzen Stammes, vielleicht jedenfalls.
Der Stamm lebt also dort auf seiner blühenden Insel weiter in ewiger Angst und bringt brav und tapfer seine Opfer. Solange Kong satt ist und immer mehr zu fressen bekommt, wird es uns auch irgendwie gut gehen, sagen die Leute. Wehe Kong bekommt keine Luft mehr und nicht genug zu fressen! Das wäre auch unser aller Untergang.

Also , es atmet. Wie schön.

Veröffentlicht unter Allgemein | Schreib einen Kommentar

Hohe Selbstmordrate bei Irak-Veteranen

Nur einmal, am Mittwoch früh, habe ich in den Nachrichten die folgende Meldung gehört:

Der US-amerikanische Kongress verabschiedete ein Nachbetreuungsprogramm für entlassene Irakveteranen. Grund sei die zunehmende Selbstmordrate unter den im Irak stationierten Soldaten.
Vergeblich habe ich in den nachfolgenden Nachrichtensendungen auf diese Information gewartet. Wohl tauchte der Kongressbeschluss auf und es war von psychischen Problemen die Rede, aber das Wort Selbstmord kam nicht mehr vor.

Meine Internetrecherche hat mich schließlich schlauer gemacht: Die höchste Selbstmordrate von amerikanischen Soldaten seit 26 Jahren gab es im Jahr 2006.
Und erschreckende Nebeninfomamtion: Die Zahl der Vietnamveteranen, die sich nach dem Kriesgseinsatz umbrachten, lag mit über 58 000 höher als die Zahl der im Vietnamkrieg Gefallenen.
Hier nachzulesen

Veröffentlicht unter Allgemein | Schreib einen Kommentar

Arbeitsspeicher nicht mehr der Beste….

images.jpg

Natürlich leidet bei älteren Menschen immer das Kurzzeitgedächtnis. Der Arbeitsspeicher ist nicht mehr so fit. Das muss noch gar nichts heißen. Klar. Aber es beunruhigt einen doch!

Ich kämpfe, seit ich in die Schule ging, darum, dass mein Gedächtnis die Notennamen auch derjenigen Noten behält, die über den fünf Notenstrichen herumturnen. Alles was sich im Gitter der Linien bewegte, konnte ich benennen. Was die Noten darüber betraf, gähnte in meinem Kopf seit eh ein Loch.

Ich habe es mit 20, mit 35, mit 40, mit 50 wieder versucht. Das Loch kam immer zurück. Meine Flötenlehrerin empfahl mir die Methoden, die sie mit Grundschulkindern versucht: Teller, die sie um fünf parallele Seile gruppiert, die auf dem Teppich liegen. ..

Der Erfolg ist schwankend. Ich gebe nicht auf. Dieses Schnippchen möchte ich dem Herrn Alz in meinem Kopf schon noch schlagen.

Veröffentlicht unter Allgemein | Schreib einen Kommentar

Warum studiert man heute Soziale Arbeit?

ich-mochte-gern-was-mit-menschen-machen.jpg

Das neue Semester hat angefangen. Wie immer haben wir 120 neue StudentInnen aufgenommen. Über 1400 hatten sich an unserer FH beworben. Ich weiß, das ist nichts ungewöhnliches: Studenten bewerben sich heute an 5, an 8 Hochschulen. Aber dennoch! Ich frage mich, warum immer noch und immer wieder so viele junge Leute, dieses Studium ergreifen!

Reich kann man damit wirklich nicht werden. Das ist natürlich auch der Hauptgrund, warum dieses Studium vor allem von Frauen gewählt wird. Aber selbst dann, wenn die Anstellungsträger sich noch an irgendwelche tariflichen Vereinbarungen halten, verdient eine Sozialarbeiterin deutlich weniger als z.B. ein Ingenieur, der auch an einer FH sein Studium abgeschlossen hat. Aber heute sind prekäre Arbeitsplätze aller Couleur in der Sozialen Arbeit ohnehin Gang und Gebe.
Warum also möchten so viele diesen Beruf ergreifen?
Die Arbeitsbedingungen für fachlich gute, die Menschen stärkende und unterstützende Soziale Arbeit werden seit Jahren zunehmend schlechter: Überall fehlt das Geld, Projekte werden eingestellt, MitarbeiterInnen müssen in der gleichen Zeit wie früher, mehr Klienten betreuen, mehr Aufgaben erledigen, mehr leisten. Das geht auf Kosten der MitarbeiterInnen und genauso auf Kosten der Arbeitsqualität und damit auf Kosten der Menschen, mit denen sie zu tun haben.

Traditionell ist der Sozialarbeiter ein Mensch, der sich für die Rechte und Bedürfnisse sozial Benachteiligter einsetzt. In den 68ern, als die berühmte Heimkampagne die Studentenbewegung begleitete und die Sozialarbeiterausbildung auf Fachhochschulebene angehoben wurde, verstanden sich viele SozialarbeiterInnen als parteilich für ihre Klientel und Soziale Arbeit war eine Fachdisziplin, die ganz deutlich und offen versuchte, sich in politische Angelegenheiten einzumischen und auch Politik zu machen.
Davon ist heute schon lange nichts mehr übrig. Und in den neuen, neoliberalen Zeiten fällt einem der alte Satz wieder ein, dass die Sozialarbeit immer ihrer Klientel aber ebenso dem System verpflichtet und verbunden ist. 1968 hat das dazu geführt, dass dieses Sytem kritisch gewertet wurde. Heute muss die Soziale Arbeit aufpassen, dass das System sie nicht auf die Straße setzt, wenn sie nicht brav effizient dem System zuarbeitet.

Politische Ambitionen haben die allerwenigsten Studenten der Sozialen Arbeit. Sie wollen helfen, wollen „irgendwas mit Menschen machen“…. Da kann man nur hoffen, dass man sie auch läßt oder besser, dass sie merken, was sie mit Menschen machen und noch rechtzeitig die Notbremse ziehen. Ein bisschen mehr politischer Wind würde der Sozialen Arbeit wirklich gut tun.

Veröffentlicht unter Frauen & andere Menschen | Schreib einen Kommentar

gesehen – Infosendung Suchkinder

Zufällig habe ich Freitag Abend im ADR-Fernsehen die Infosendung über die sogenannten „Suchkinder“ eingeschaltet, Kinder, im im Verlaufe des 2. Weltkrieges verloren gegangen waren und die lange Jahre und zum Teil noch heute von ihren Angehörigen gesucht werden. Diese Infosendung schloss sich wohl an einen Spielfilm zum Thema an, auf den ich vermutlich mit Abschalten reagiert hätte.
Die Infosendung aber war wirklich interessant.

Eine Sequenz hat mich echt beeindruckt:

Ein heute ca. 60 Jahre altes Geschwisterpaar erzählte von der Situation, als sie, nach etlichen Jahren Heimaufenthalt in einem Mecklenburger- Kinderheim, wieder zurück zu ihren inzwischen gefundenen Eltern sollten. Noch heute sah man ihnen die damaligen Gefühle an: Sie wären lieber in der vertrauten Umgebung geblieben, bei den Freunden, dort, wo sie sich zu Hause fühlten, was für sie Heimat geworden war. Sie sprachen noch immer voller Andacht von dem „schönen Heim“ in dem es ihnen so gut gegangen war und in dem sie so glücklich gewesen waren.
Das fiel auf, erwartet man doch zu diesem Thema eher rührselige Geschichten von Familienzusammenführung…. Die armen Eltern, denkt man spontan….

23lan.jpg

Heimerziehung mal ganz anderes gesehen…..

 

Ich war überrascht über diesen doppelten Tabu-Bruch:

– so offen darüber zu reden, dass eine Heimerziehung für Kinder eine echte Heimat werden kann und sie diese Heimat, wenn es nach ihnen gegangen wäre, einem unbekannten Elternhaus vorgezogen hätten, das war schon verblüffend, –

– und das alles auch noch in einem DDR-Heim kurz nach dem Krieg!
Bemerkenswert!

Veröffentlicht unter Leute & Geschichten | Schreib einen Kommentar